Die Studie „Forbidden herbs: Alzate’s defense of ‚pipiltzintzintlis‘“ der Tübinger Historikerin Dr. Laura Dierksmeiers wurde am 07. Juli im Journal Colonial Latin American Review veröffentlicht. Darin untersuchte sie die damalige öffentliche Auseinandersetzung im Mexiko des 18. Jahrhunderts, bei der der Priester und Wissenschaftler José Antonio Alzate y Ramírez sich für die heilende Wirkung von Cannabis mit der spanischen Kolonialmacht und der Inquisition anlegte. In einem Zeitungsartikel von 1772 verteidigte Alzate Cannabis, das er unter dem Namen „Pipiltzintzintlis“ aus eigenen Anbau kannte: Für die Behandlung von Husten, Gelbsucht, Tinnitus, Tumoren, Depressionen und weiteren Leiden schrieb er der Pflanze einen wertvollen medizinischen Nutzen zu. Die Spanische Inquisition betrachtete das Halluzinogen hingegen als ein Mittel, um mit dem Teufel in Verbindung zu treten, weshalb es verboten wurde. Das historische Beispiel zeigt, dass die Legalisierung von Marijuana schon sehr lange ein kontroverses Thema ist. Alzates Belege zum Nutzen von medizinischem Cannabiskonsum reichen von eigenen Erfahrungen, über Berichte von Ureinwohnern und Matrosen bis hin zu medizinischen Enzyklopädien. „Das Spannende ist dabei vor allem die Bandbreite der Quellen des 18. Jahrhunderts, die den medizinischen Marihuanakonsum unterstützten. Die Erkenntnisse der Studie können helfen, die gegenwärtige Legalisierungs-Debatte zu bereichern oder zumindest die verhärteten Fronten aufzubrechen“, sagt Dierksmeier. Denn laut Alzate und den von ihm zitierten Wissenschaftlern überwiegt der Nutzen der Hanfpflanze als Baustoff oder Medizinpflanze die möglichen Nebenwirkungen.
Legalisierungsdiskurs
Naturmedizin 5/2020
Cannabis: Der lange, alte Streit
Ob Cannabis zu medizinischen Zwecken legalisiert werden soll, ist schon länger Streitpunkt als gedacht.
Quelle:
Laura Dierksmeier: Forbidden herbs: Alzate’s defense of pipiltzintzintlis.
Colonial Latin American Review 2020 / www.idw-online.de