Probiotische Bakterienstämme erzielen Effekte – nicht nur im Darm. Denn über die Darm-Lungen-Achse steht das Verdauungsorgan mit dem Atemorgan in einer Wechselbeziehung. Dass spezielle Bakterienstämme, insbesondere Lactobacillus plantarum CECT 30292, auch im Hinblick auf das Coronavirus hilfreich sind, konnte eine mexikanische Forschungsgruppe unlängst in einer aktuellen Studie nachweisen.
„Die Darm-Lungen-Achse, die durch das
Mikrobiom und Immunzellen vermittelt wird, hat ihre Bedeutung bei bestimmten Atemwegserkrankungen bewiesen“, erklärte Prof. Stephan Bischoff vom Institut für Ernährungsmedizin und Prävention der Universität Hohenheim, der im Rahmen einer Pressekonferenz von Dr. Kade auch über die aktuellen Studienergebnisse berichtete.
Studie zeigt Wirksamkeit
Die placebokontrollierte, 4-fach verblindete klinische Studie hat die Wirkung einer neuen probiotischen Formulierung bei COVID-19 näher analysiert. Dabei zeigten sich bei symptomatischen, ambulant behandelten COVID-19-Patient:innen, die einen Monat lang 1-mal täglich die Kombination von 4 Bakterienstämmen (Lactobacillus plantarum CECT 30292, 2 weiteren Laktobazillen-Stämmen und einem Pedicoccus-Stamm, wie in PANABIOTICS® IMMUN aB21) einnahmen, signifikante Auswirkungen auf die Remissionsrate, die Dauer der Symptome, die SARS-CoV-2-spezifische Antikörperbildung und die Viruslast. Auch unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Probiotikastamm- Mischung wurden nicht festgestellt. Bei 3 der verwendeten Bakterienstämme handelte es sich um solche, die zum Diätmanagement beim Reizdarmsyndrom eingesetzt werden. Der vierte, völlig neue Stamm, der 50 % der Kombination ausmacht, wurde aufgenommen, weil er ein Protein überproduziert, das für die Stärkung des Immunsystems von Interesse ist.
Probiotika-Kombinationen für Apothekenkund:innen
Geeignet sind Probiotika- Kombinationen für Kund:innen, die selbst einen positiven COVID-19-Nachweis haben oder in deren Familie ein positiver Test erfolgt ist. Darüber hinaus profitieren auch all die Kund:innen von speziellen Probiotikastämmen, die sich in der Pandemiezeit besser schützen wollen oder eine höhere Infektanfälligkeit bei sich feststellen. „In der Apothekenpraxis begegnen uns häufig Patient:innen mit immer wiederkehrenden Infekten der oberen Atemwege. Auf Nachfrage wird uns berichtet, dass sich das
Immunsystem aufgrund von Stress, hoher Belastungsdichte, falscher
Ernährung und Schlafmangel buchstäblich im Keller befindet. Oft fragen auch Eltern nach, wie sie das
Immunsystem ihrer infektanfälligen Sprößlinge stärken können“, so Kirsten Hien, Apothekerin aus Hanau.
Auch positive Effekte hinsichtlich der Antikörperbildung im Rahmen der Boosterimpfung könnten möglich sein. Die Autor:innen der mexikanischen Studie weisen darauf hin, dass die beobachtete Stimulierung der humoralen Immunität durch die Bakterienstämme wahrscheinlich nicht von einer bestimmten Virusvariante abhängt, was angesichts des Auftauchens neuer Virusvarianten ein interessantes Merkmal darstellt. „Vieles spricht dafür, dass die Effekte dieser Bakterienkombination auch nicht coronaspezifisch sind, sondern dass die 4 Stämme die Antikörperproduktion insgesamt anfeuern“, äußert sich dazu Prof. Stephan Bischoff. Dafür müssen allerdings die Probiotika-Einnahme und die Notwendigkeit der Antikörperproduktion (z. B. bei einer Infektion) zeitlich zusammentreffen. Unter dieser Voraussetzung lasse sich möglicherweise auch ein positiver Effekt bei einer (Booster-)Impfung erzielen. Diese Fragestellungen gilt es noch genauer zu untersuchen.