Kasuistik

Arzt-Depesche 1/2020

Ein Katzenbiss mit Folgen

Immunkompromittierte Patienten sollten bei einer Infektion mit Bartonella henselae wegen des Risikos, dass die Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt, antibiotisch behandelt werden.
Bei dem seltenen Pathogen handelt es sich um den Auslöser der Katzenkratzkrankheit (KKK). Der Erreger wird bei Kratzverletzungen übertragen; durch die Infektion können Lymphknoten im Bereich der Achseln oder am Hals anschwellen. Die klassische Manifestation bei immunkompromittierten Patienten zeigt der Fall eines 76-jährigen Patienten mit stabiler chronisch lymphatischer Leukämie (CLL): Nach dem Biss einer Katze in einen Finger der rechten Hand war es ipsilateral zu einer axillären Lymphadenitis gekommen.
Die KKK präsentierte sich initial als lokale Läsion. Innerhalb von 3 bis 10 Tagen schlossen sich vesikuläre, erythematöse und papuläre Phasen an. Weniger häufig entstehen bei diesem Krankheitsbild makulopapuläre Eruptionen, ein Erythema nodosum und eine thrombozytopenische Purpura. Eine axilläre und epitrochleare Lymphadenopathie kann sich Wochen später entwickeln. Auch eine viszerale Beteiligung mit intraabdominalen Granulomen mit Fieber, Schmerzen und Gewichtsverlust ist im Rahmen einer disseminierten Infektion möglich. Die Sensitivität der serologischen Testung liegt zwischen 20 und 90 %. Noch weniger sensitiv sind PCR (polymerase chain reaction) und Hauttests. Bei den meisten Patienten gelingt es nicht, den Erreger in Kultur zu isolieren. Da bei immunkompromittierten und anderen Risikopatienten die Gefahr von schweren Krankheitsverläufen besteht, sollten diese Patienten bereits bei klinischem Verdacht auf eine KKK Antibiotika erhalten.
Zur Antibiose der Bartonella-Infektion eignen sich Makrolide, Aminoglykoside und Doxycyclin. Alternative Regime können auch Rifampicin oder Trimethoprim- Sulfamethoxazol beinhalten. Immunkompetente Patienten benötigen in der Regel wenig mehr als eine supportive Behandlung. Der 76-jährige CLL-Patient wurde unter Gabe von Antibiotika, der Drainage von eitrigem Material und der Maßgabe nachfolgender onkologischer Visiten aus der Klinik entlassen. MB
Quelle: Balakumar A: Isolated Axillary Lymphadenitis Due to Bartonella Infection in an Immunocompromised Patient. Cureus 2019 21;1 1(8): e5456
ICD-Codes: C91.1

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