Fruktoseintoleranz

NATUR+PHARMAZIE 2/2017

Ein völliger Verzicht ist meist nicht nötig

Auch Menschen mit einer Fruktoseintoleranz müssen in der Regel nicht ganz auf Fruktose in der Nahrung verzichten – unterhalb eines individuellen Schwellenwertes wird der Einfachzucker meist toleriert.

Viele Menschen reagieren auf fruktosehaltige Lebensmittel wie z. B. Obst und Obstprodukte mit Symptomen wie Blähungen, Völlegefühl und Durchfall.
Ursache einer intestinalen Fruktoseintoleranz ist meist ein gestörter Transport der Fruktose durch die Dünndarmwand. Die Kapazität ist durch einen Defekt am Transportprotein GLUT-5 deutlich vermindert. Davon abzugrenzen ist die hereditäre Fruktoseintoleranz, ein seltener Enzymdefekt, bei dem aufgrund eines Defektes des Enzyms Aldolase B Fruktose- 1-Phosphat nicht abgebaut werden kann und in Leber, Niere und Dünndarm akkumuliert. Betroffene müssen lebenslang eine streng fruktosearme Diät einhalten.
 
Unspezifische Magen-Darm-Beschwerden
 
Wird die Fruktose nicht vollständig resorbiert, gelangt sie in den Dickdarm und wird dort bakteriell metabolisiert. Durch den Abbau entstehen Kohlendioxid, Wasserstoff, Methan und kurzkettige Fettsäuren. Die auftretenden Symptome sind vergleichbar mit denen einer Laktoseintoleranz. Bereits Mengen zwischen 25 und 50 g Fruktose führen zu Blähungen, Bauchgeräuschen, Krämpfen, Völlegefühl und /oder Durchfall. Schnell anflutende größere Fruchtzuckermengen (z. B. in Trauben- oder Apfelsaft) wirken bei den meisten Betroffenen abführend. Besonders empfindliche Personen reagieren schon bei kleineren Mengen. Viele Patienten leiden jahrelang unter chronischen Magen-Darm-Beschwerden, ohne dass die Verdachtsdiagnose Fruktosemalabsorption gestellt und geprüft wird.
In der Regel findet sich bei einer Fruktosemalabsorption ein individueller Schwellenwert, ab dem ein Patient mit Beschwerden reagiert. Kleinere Mengen Fruchtzucker verträgt er dagegen problemlos.
 
Schrittweise zum Wohlbefinden
 
In der Ernährungstherapie wird in drei Phasen gearbeitet. In der Karenzphase zu Beginn werden über zwei bis vier Wochen Obst, Obstprodukte und Zuckeralkohole, aber auch generell schwer verdauliche Lebensmittel (ballaststoffreiche Lebensmittel, Kohlsorten etc.) nahezu vollständig gemieden, um einen Rückgang der Beschwerden zu erreichen. Dies ist Voraussetzung für die weitere Therapie. Nur wenn der Betroffene wieder beurteilen kann, wie sich Beschwerdefreiheit anfühlt, ist es ihm auch möglich, neu eingeführte Lebensmittel auf ihre Verträglichkeit hin zu prüfen.
In der folgenden Testphase werden dann nach und nach kleine Mengen Fruktose in den Speiseplan integriert, um die individuelle Toleranzgrenze zu ermitteln.
Dabei geht es nicht nur um die verträgliche Gesamtmenge an Fruktose, sondern auch um die Testung von verschiedenen Kombinationen, in denen Fruktose enthalten ist. Häufig wird Fruktose besser vertragen bei gleichzeitigem Verzehr von Eiweiß oder Fett. So ist es beispielsweise günstig, Obst nicht isoliert, sondern zusammen mit Joghurt, Quark etc. aufzunehmen. Durch die langsamere Abgabe des Speisebreis vom Magen an den Dünndarm flutet die aufgenommene Fruktose langsamer an und das Transportsystem für Fruktose wird nicht überbeansprucht.
Die gleichzeitige Aufnahme von Glukose bewirkt eine effizientere Absorption der Fruktose. Somit lässt sich auch durch die bewusste Erhöhung der Glukosemenge in gesüßten Speisen eine bessere Verträglichkeit erreichen.
 
Unnötige Verbote vermeiden
 
In der dritten Phase der Therapie geht es darum, auf der Basis der individuellen Verträglichkeitsgrenze die Beschwerdefreiheit durch geeignete Umstellung der Verzehrgewohnheiten zu erhalten.
Ziel ist eine schmackhafte, bedarfsdeckende Ernährung ohne unnötige Verbote. Da Gemüse fast uneingeschränkt und Obst in Maßen gegessen werden kann, sind Vitamindefizite nicht zu erwarten. In manchen Fällen reicht es schon aus, auf besonders fruktosereiche Lebensmittel wie Trockenfrüchte, Äpfel, Birnen, Pflaumen und Weintrauben bzw. auf deren Säfte zu verzichten.
Die Patienten sollen auch lernen, die für sie verträgliche Fruktosemenge tatsächlich über das Essen und Trinken aufzunehmen. Das sichert ihnen nicht nur einen möglichst abwechslungsreichen Speiseplan, sondern trainiert auch das Fruktose-Transportsystem im Dünndarm.
ICD-Codes: E74.1

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