Vom Pflegekind zur Frühgeburt

Gyn-Depesche 06/2014

Ein Zusammenhang, kaum Erklärungen

Frühgeburtlichkeit hat zahlreiche bekannte Genesen. Ein besonderer Stressor wurde nun mit überraschendem Ergebnis untersucht.

302 schwangere Frauen aus Niedrig-Einkommen- Haushalten wurden in zwei Strata geteilt: Eine Gruppe bildeten Frauen, die in jungen Jahren (<18) adoptiert oder in Pflegefamilien untergebracht worden waren. Frauen der Kontrollgruppe waren derartige Erfahrungen erspart geblieben. Dem gegenübergestellt wurde das Risiko einer Frühgeburt im Erwachsenenalter. Das Risiko einer Frühgeburt war bei den selbst adoptierten bzw. in Pflegefamilien aufgewachsenen Frauen etwa viermal höher als in der Kontrollgruppe (OR 3,82; 95% KI 1,30-8,92; p= 0,008). Rechnete man weitere verzerrende Faktoren heraus, blieb die Assoziation – wenn auch abgeschwächt – weiterhin signifikant (OR 4,22; 95% KI 1,17-15,29; p=0,02; adjustierte Faktoren z. B. Misshandlung als Kind und psychosozialer Stress während der Gravidität). Die Frauen trugen im Schnitt die dritte Schwangerschaft aus, waren in 41% der Fälle gewollt schwanger geworden und wurden zu 41% selbst als Kinder körperlich misshandelt. Dieses nun erstmals signifikant nachgewiesene Risiko ist durchaus mit den „klassischen“ Faktoren der Frühgeburtlichkeit wie BMI, Hypertonus oder hohes Alter der Mutter vergleichbar. Erklärungsversuche bleiben vage; der frühkindliche Stress der späteren Mütter könn te sich nachhaltig auf die Hypothalamus-Hypophysen- Nebennierenrinden- Achse auswirken. Abseits der Theorie gilt: Dem Schwangerschaftsverlauf von Patientinnen mit einer entsprechenden Anamnese sollte besonderes Augenmerk geschenkt werden. CB

Quelle:

Bublitz MH et al.: Maternal history of adoption or foster care placement in childhood: a risk factor for preterm birth. Am J Obstet Gynecol 2014; 211: 397.e1-6

ICD-Codes: P07.3

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