Diclofenac, Ibuprofen und Co.

NATUR+PHARMAZIE 5/2009

Erhöhtes Risiko für hämorrhagischen Infarkt durch Einnahme von Nicht-ASS-Analgetika?

In den letzten Jahren wurden viele Studien über den Zusammenhang zwischen Acetylsalicylsäure (ASS) und hämorrhagischen Infarkten veröffentlicht, aber nur wenige Untersuchungen beschäftigten sich mit dem Einfluss von nicht-steroidalen Antiphlogistika ohne Acetylsalicylsäure („Nicht-ASS-NSAID“) auf das Hämorrhagie-Risiko. Jetzt wurde in Korea geprüft, ob Patienten, die verschreibungspflichtige oder frei verkäufliche Nicht-ASS-NSAID einnehmen, erhöhte Blutungsrisiken eingehen.

In die Fall-Kontroll-Studie wurden 940 Patienten mit einer nichttraumatischen Hirnblutung eingeschlossen. Bei 498 Teilnehmern lag eine nachgewiesene intrazerebrale Blutung vor, bei 442 eine Subarachnoidalblutung. Alle Patienten und die 940 gesunden Kontrollpersonen wurden zur Einnahme von Nicht-ASS-NSAID in den letzten 14 Tagen vor dem Blutungsereignis befragt.

Berücksichtigt wurde eine Liste von Wirkstoffen, die je nach Selektivität (nichtselektiv oder vorwiegend Cox-2-spezifisch) u. a. Diclofenac, Ibuprofen, Ketoprofen, Naproxen auf der einen und z. B. Celecoxib, Meloxicam, Rofecoxib und Talniflumat auf der anderen Seite umfasste. Bei allen Teilnehmern wurde zusätzlich die Familien-, Alkohol-, Nikotin- und Blutdruckanamnese erhoben.

In den 14 Tagen vor der Blutung hatten 2,9% der Patienten und 2,0% der Kontrollen Nicht-ASS-NSAID eingenommen. Die Auswertung ergab keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Einnahme von Nicht-ASS-NSAID und dem Auftreten einer Hämorrhagie: Die auf verschiedene Risikofaktoren adjustierte Odds Ratio gegenüber den Kontrollen betrug 1,12. Auch in der separaten Betrachtung der intrazerebralen (adj. OR: 1,03) und der Subarachnoidalblutungen (adj. OR: 1,19) ergaben sich keine signifikanten Risikoanstiege.

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Praxisfazit
?! Das in allen Subgruppen bestätigte Ergebnis, dass Nicht-ASS-NSAID das intrakranielle Blutungsrisiko nicht signifikant erhöhen, steht im Einklang mit verschiedenen epidemiologischen Studien. Einzelne abweichende Ergebnisse bisheriger Studien ließen sich durch die gleichzeitige Einnahme von ASS erklären, die ja die Thrombozyten-Aggregation über die gesamte Lebensdauer der Plättchen hemmt. Die vorliegende Fall-Kontroll-Studie weist allerdings einige Begrenzungen auf: Die Zahl von Patienten mit Nicht-ASS-NSAID-Einnahme war niedrig (und geringer als in anderen Studien). Da die Angaben zur Medikamenteneinnahme von den Patienten selbst stammten, waren Fälle mit schweren, die Kommunikationsfähigkeiten beeeinträchtigenden Blutungen wohl unterrepräsentiert. Daher lassen sich diese (erfreulichen) Ergebnisse nur bedingt generalisieren.

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