Systematisches Review

Naturmedizin 6/2021

Europäische Leitlinien zur Behandlung von Nacken- und Kreuzschmerzen im Vergleich

Ein Forscher:innenteam aus England und Dänemark wertete 17 Leitlinien 8 europäischer Länder zur Behandlung von Nacken- und Kreuzschmerzen aus. Hierbei extrahierten sie die wenigen gemeinsamen Behandlungsmethoden mit guter Evidenz und entdeckten auch viele Unterschiede, Schwächen und Lücken, die es den entscheidenden Ärzt:innen schwerer machen, die richtige Therapiewahl zu treffen.
Die Datenrecherche lief vom 1. Januar 2013 bis zum 4. Mai 2020 in 13 Datenbanken, eingeschlossen wurden 11 Leitlinien für Rückenschmerzen, 5 für Nackenschmerzen und 1 für beide. Die Leitlinien mussten evidenzbasiert und von Fachgremien / Organisationen herausgegeben worden sein. 7 Leitlininen wurden als qualitativ hochwertig eingestuft bezüglich der sorgfältigen Entwicklung, der starken Einbeziehung verschiedener Interessengruppen und der Anwendbarkeit der Empfehlungen.
Leitlinien folgender Länder wurden ausgewertet: Belgien (1), Dänemark (4), Frankreich (1), Deutschland (3), Italien (2), Niederlande (4), Polen (1), England (1).
Die Leitlinien unterschieden sich zum Teil deutlich. Übereinstimmungen zeigten sich für eine Reihe von nicht-pharmakologischen Behandlungen; bei Medikamentenempfehlungen und invasiven Maßnahmen geben die Leitlinien weniger einheitliche Empfehlungen.
 
HWS-Syndrom
Die 7 hochwertigen Leitlinien empfahlen alle einstimmig die folgenden evidenzbasierten Behandlungsoptionen bei HWSSyndrom:
• Entspannung, Beratung, Aufklärung (einschließlich der Aufforderung, aktiv zu bleiben und Sport zu treiben)
• Manuelle Therapie (auch in Kombination mit anderen Behandlungen)
• Überweisung zu einer Bewegungstherapie / einem Bewegungsprogramm
• verschiedene orale Analgetika (bspw. Paracetamol, NSAR, Opiode (nur bei akuten Schmerzen), Neuropathika sowie topische Medikamente, allerdings Empfehlungen nur mit schwachen Belegen
• psychologische Therapien oder multidisziplinäre Behandlungen für bestimmte Untergruppen von Patient:innen.
 
Lumbalgien
In den untersuchten Leitlinien wurden für Lumbalgien folgende übereinstimmende Empfehlungen festgestellt:
• Information, Ratschläge zu körperlicher Aktivität
• Übungsinterventionen zur Rückkehr an den Arbeitsplatz
• NSAR, gering dosierte Opioide (kurze Zeit für akute Lumbalgien), Antidepressiva (chronische Rückenschmerzen)
Die meisten Leitlinien enthielten keine detaillierten Angaben zur spezifischen Dosis, Dauer und anderen Details zur Durchführung der empfohlenen Behandlungen.
Kommentar
Auch diese aktuelle Übersichtsarbeit kommt zu der gleichen Empfehlung wie die Lancet-Rückenschmerzserie von 2018: Nicht-pharmakologische Therapien sollten bei Nacken- und Kreuzschmerzen einen noch höheren Stellenwert einnehmen.
Quelle: Corp N et al.: Evidence-based treatment recommendations ... Eur J Pain 2021, DOI: 10.1002/ejp.1679

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