Weiermayer et al. grenzen die Suche nach Evidenz auf Studien der Evidenzstufe 1a ein. Zur Homöopathie bei Infektionen werden auszugsweise Studien der Evidenzstufe 1a, 1b, 2c herangezogen und auf einen Fallbericht näher eingegangen. Unter individualisierter, sogenannter klassischer Homöopathie bzw. Einzelmittelhomöopathie verstehen die Autoren eine Methode, die von Dr. Samuel Hahnemann (1755–1843) entwickelt wurde. Sie basiert auf dem Ähnlichkeitsgesetz – Similia similibus curentur „Ähnliches möge mit Ähnlichem geheilt werden“. In der nicht-individualisierten, sogenannten klinischen Homöopathie werden 1 oder mehrere homöopathische Arzneimittel nach Indikationen gegeben.
Die Autoren argumentieren, dass die Homöopathie auf allen 3 Säulen der Evidenzbasierten Medizin basiert: Interne Evidenz (u.a. Ärzte mit entsprechender Zusatzausbildung); Patientenpräferenz (Daten sprechen laut den Autoren für eine große Beliebtheit unter den deutschsprachigen Patienten); externe Evidenz (zahlreiche Studien hoher Evidenzklasse inkl. Systematischer Reviews).
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Autoren werden auf mehreren Seiten ausführlich dargestellt und diskutiert. Dies soll hier nur exemplarisch angerissen werden.
Als externe Evidenz führen die Autoren zuerst einen HTA-Bericht vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit an, nach dem die Homöopathie – zumindest so wie sie in der Schweiz angewendet wird – wirksam, sicher und kostengünstig ist. Gemäß den Autoren wurden bis 2014 im Bereich der Human-Homöopathie 6 umfassende Metaanalysen, die verschiedene Indikationen berücksichtigen, durchgeführt, 5 davon kamen zu dem Ergebnis, dass sich der Effekt der Homopathie von Placebobehandlungen unterscheidet.
Ab 2015 fanden Weiermayer et al. noch weitere Untersuchungen, die allerdings nicht in einem peer-reviewed Journal veröffentlicht wurden: 2 Australische NHMRC Reports von denen der 1. zu einem positiven Ergebnis kam und der 2. zu einem negativen. Das Reviewprogramm von Mathie et al. 2014–2019 und aus dem Bereich der konventionellen Medizin ein Cochrane Review werden besonders hervorgehoben.
Zusammenfassend schreiben die Autoren, „dass nicht wissenschaftliche Redlichkeit, sondern eine – angesichts fehlender Plausibilität zu den Wirkprinzipien der Homöopathie – grundsätzliche Ablehnung der Homöopathie, zu den besprochenen Reports und Statements geführt hat, obwohl die hierzu nach üblichen wissenschaftlichen Kriterien ermittelte und publizierte Evidenz für eine Wirksamkeit spricht.“
Schlussfolgerung
Die Autoren schlussfolgern trotzdem: „Die Evidenz für die Wirksamkeit der Human- und Veterinär-Homöopathie im Allgemeinen und im Speziellen bei der Behandlung von Infektionen ist für weiterführende Forschungen in diesem Bereich hinreichend belegt.“ Besonders für die individualisierte Homöopathie seien Effekte auf allen Qualitätsstufen nach Cochrane-Kriterien erkennbar, auch in den methodisch hochwertigen Studien.
Der Review von Weiermayer et al. ist für alle an Evidenzbasierter Medizin und an Homöpathie interessierten Naturheilkundler sicher eine lohnenende Lektüre.