Chlororganische Verbindungen

NATUR+PHARMAZIE 7/2011

Fötale Belas­tung mit polychlorierten Biphenylen und ADHS-Risiko

Chlororganische Verbindungen gehören zu den langlebigen Umweltschadstoffen. Sie sind plazentagängig und stellen für die Entwicklung des Fötus ein Risiko dar. Inwieweit sich die Exposition auf das spätere Verhalten der Kinder auswirkt, wurde nun in einer longitudinalen Kohortenstudie in den Vereinigten Staaten untersucht. Danach scheint der Kontakt der Mütter mit polychlorierten Biphenylen (PCB) das Risiko für ein ADHS-typisches Verhalten der Kinder zu erhöhen.

Bei insgesamt 607 Kindern im Alter von sieben bis elf Jahren, deren Mütter während der Schwangerschaft in der Nähe des mit polychlorierten Biphenylen (PCB) verseuchten Hafens New Bedford/Massachusetts lebten, waren im Nabelschnurblut die Serumspiegel von chlororganischen Verbindungen bestimmt worden. Im MIttelpunkt standen dabei die vier häufigs­ten PCBs und p,p’-Dichlorphenyl-dichlor­ethylen (p,p’-DDE). Etwaige Verhaltensprobleme der Kinder wurden mit der Conners’ Rating Scale for Teachers (CRS-T) – sie enthält 59 Items – erfasst. Vier der 13 CRS-T-Subskalen betreffen ADHS-typische Verhaltensauffälligkeiten.

Der mediane Serumspiegel der Summe der vier häufigsten PCBs in den Blutproben betrug 0,19 ng/g (0,01–4,41 ng/g). Dabei waren höhere PCB- und p,p’-DDE-Konzentrationen mit einem höheren Risiko für ADHS-typische Verhaltensmuster im CRS-T assoziiert. Für die Subskala ADHS-Index fand sich bei Kindern mit der höchsten vs. der niedrigsten Quartile der PCB-Summenwerte ein deutlich erhöhtes Risiko (Risk Ratio: 1,76). Ein ähnlicher Zusammenhang ergab sich auch für die p,p’-DDE-Werte. GS

Kommentar
?! In dieser großen Kohorte wurden geringere PCB-Spiegel im Nabelschnurblut gemessen als in anderen populationsbasierten Studien zur PCB-Belastung werdender Mütter. Trotzdem ergab sich in dieser US-amerikanischen Studie eine moderate Assoziation zwischen den PCB- und p,p’-DDE-Werten sowie ADHS-artigen Verhaltensproblemen der Kinder. Die Erforschung dieser – potenziell modifizierbaren – Risikofaktoren sollte nach Meinung der Autoren unbedingt vorangetrieben werden.
Quelle: Sagiv, SK: Prenatal organochlorine exposure and behaviors associated with attention deficit hyperactivity disorder in school-aged children., Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF EPIDEMIOLOGY, Ausgabe (2010)
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