Wechseljahresbeschwerden

Gyn-Depesche 4/2021

Geringe Evidenz für gesunde Ernährung

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung während der Wechseljahre kann vor starken klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen sowie psychischen, urogenitalen und anderen körperlichen Symptomen schützen. Zu diesem Schluss kommen brasilianische Forscher in einer Übersichtsarbeit – die Evidenzstärke ist aber insgesamt gering.
Nicht alle Frauen können oder wollen bei Wechseljahresbeschwerden Hormone anwenden. Zunehmend rücken daher alternative, insbesondere nicht-pharmakologische Behandlungsoptionen – beispielsweise der Lebensstil – in das Interesse der Wissenschaft, berichten brasilianische Mediziner vom Universitätsklinikum São Paulo. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass sich menopausale Symptome durch die Ernährung beeinflussen lassen. Allerdings konzentrierten sich die meisten Untersuchungen bislang auf Supplemente oder spezifische Nährstoffe bzw. Lebensmittel wie beispielsweise Sojaprodukte. Die Kollegen gingen daher nun der Frage nach, welchen Einfluss die Ernährung als Ganzes auf Wechseljahresbeschwerden postmenopausaler Frauen hat. Mittels systematischer Literaturrecherche identifizierten sie 73 thematisch relevante Studien der Jahre 2009 bis 2019. In die Analyse flossen 19 Veröffentlichungen – 14 Querschnittsstudien, vier Kohortenstudien und eine randomisierte Studie – ein. Die Mehrzahl der Publikationen stammt aus Asien (n = 9), die übrigen aus Nordamerika, Europa, Afrika und Australien. Alle Untersuchungen prüften den Zusammenhang zwischen der Intensität menopausaler Symptome und dem Nährstoff-/Nahrungsmittelkonsum (z. B. Koffein, Fettsäuren, Hülsenfrüchte, Vitamine) bzw. dem Ernährungsverhalten und der -qualität der Frauen (z. B. Ernährung gemäß Healthy Eating Index, Mittelmeerdiät, vegetarische Diät). Die Informationen zum Ernährungsverhalten der Studienteilnehmerinnen waren dabei beispielsweise mithilfe entsprechender Fragebögen oder mithilfe von Ernährungstagebüchern objektiviert worden.
Die Auswertung der Publikationen ergab: Eine an Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und unverarbeiteten Lebensmitteln reiche Ernährung korrelierte mit einer geringeren Intensität von psychischen Beschwerden wie Depressionen, Schlafstörungen, vasomotorischen, urogenitalen und anderen somatischen Symptomen. Frauen, die häufig stark verarbeitete Lebensmittel, gesättigte Fettsäuren, Koffein und Zucker zu sich nahmen, litten dagegen unter deutlich stärkeren Wechseljahresbeschwerden. Allerdings wiesen die analysierten Publikationen teils erhebliche methodische Schwächen auf, was sich entsprechend negativ auf die Evidenzstärke auswirkt. LO
Quelle: Noll PRES et al.: Dietary intake and menopausal symptoms in postmenopausal women: a systematic review. Climacteric 2021; 24(2): 128-38
ICD-Codes: N95.9

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