Ältere mit Gedächtnisproblemen

NATUR+PHARMAZIE 12/2012

Ginkgo kann keine Demenz verhindern

Neben der Entwicklung wirksamer Antidementiva wären Ansätze zur Prävention der Alzheimer-Erkrankung äußerst wünschenswert. In einer großen randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudie wurde nun geprüft, ob die Langzeitgabe eines Ginkgo-biloba-Extraktes bei älteren Menschen mit Gedächtnisstörungen die Inzidenz einer Alzheimer-Erkrankung verringern kann.

In die französische Studie Guid-Age wurden 2854 mindestens 70 Jahre alte Menschen eingeschlossen, die beim Hausarzt spontan über Gedächtnisprobleme geklagt hatten. Sie erhielten nach Randomisierung entweder zweimal täglich 120 mg des standardisierten Ginkgo-biloba-Extrakts EGb761 oder Plazebo und wurden über bis zu fünf Jahre von ihrem Hausarzt bzw. der Gedächtnisklinik nachbeobachtet. Eine Demenz wurde nach den Kriterien des DSM-IV oder des NINCDS-ADRDA gestellt. Untersucht wurden außerdem jedes Jahr Effekte auf kognitive Funktionen nach dem Mini Mental State Test (MMST), der Skala Clinical Dementia Rating (CDR) und visuell-räumlichen, verbalen und anderen Tests.

1406 Personen hatten mindestens eine Dosis des Ginkgo-Extraktes erhalten, 1414 mindestens eine Dosis Plazebo. Nach fünf Jahren hatten 61 Teilnehmer der Verumgruppe eine wahrscheinliche Alzheimer- Demenz entwickelt gegenüber 73 Fällen in der Plazebo-Gruppe (1,2 vs. 1,4 Fälle pro 100 Personenjahre). Die Erkrankungswahrscheinlichkeit (Hazard Ratio) lag in der

Ginkgo-Gruppe bei 0,84 (95%-KI: 0,60–1,18), der Unterschied war aber nicht signifikant (p = 0,306). Das Alzheimer-Risiko erwies sich dabei im Verlauf als dysproportional, im fünften Jahr war der Unterschied zugunsten des Verums mit 1,51 vs. 3,01 Fällen pro 100 Personenjahre am größten (HR: 0,49; p = 0,034).

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Praxisfazit
?! Bereits in der Ginkgo Evaluation of Memory (GEM) Studie mit knapp 3000 Teilnehmern hatte das pflanzliche Medikament bei älteren Menschen keinen Schutz vor einer Alzheimer-Demenz geboten. Dass die Ginkgo-Langzeitgabe auch das Studienziel einer reduzierten Konversion von Gedächtnisproblemen zur Alzheimer-Demenz vs. Plazebo über fünf Jahre verfehlte, könnte nach Ansicht der Autoren insbesondere daran liegen, dass die Demenz-Inzidenz geringer und die Studienabbruchrate höher war als erwartet. Der deutliche Behandlungseffekt im 5. Studienjahr könnte für eine sehr spät einsetzende Präventionswirkung sprechen, doch dies ist eine Spekulation.

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