Multiples Myelom

Arzt-Depesche 1/2021

Impfen bei multiplem Myelom

Infektionen stellen für Patient:innen mit multiplem Myelom ein großes gesundheitliches Risiko dar. Eine Impfung sollte ihnen keinesfalls vorenthalten werden.
Patienten mit multiplem Myelom weisen häufifi g eine geschwächte Immunabwehr auf. Grund dafür ist nicht nur die Krankheit selbst, sondern auch die immunsuppressive Wirkung der verschiedenen Therapien. Deshalb gehören Infektionen bei dieser Patientengruppe noch immer zu den häufifi gsten nicht Myelom-bedingten Todesursachen. Aus diesem Grund müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren und die Immunantwort auf gängige Erreger wie Inflfl uenzaviren, Pneumokokken, Varicella-zoster-Viren sowie auf andere Bakterien und Viren (Haemophilus inflfl uenzae, Meningokokken und Hepatitis- Viren) zu optimieren. Für die hier vor l iegenden Impfempfehlungen wurde die relevante nach 2000 publizierte Literatur aus verschiedenen Datenbanken ausgewertet. Berücksichtigt wurden auch veröffff entlichte Impfempfehlungen internationaler Institutionen wie die der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), der WHO oder von Fachgesellschaften wie dem National Comprehensive Cancer Network (NCCN) entweder für die Allgemeinbevölkerung oder für Personen ab 65 Jahren. Die dann vom European Myeloma Network (EMN) erarbeiteten Impfempfehlungen zeigt nebenstehende Tabelle. Sie gelten nicht nur für Patenten mit multiplem Myelom, sondern auch für Patienten mit MGUS (monoklonale Gammopathie unbestimmter Signififi kanz) und SMM (Smoldering multiples Myelom).
 
Nach autologer Stammzelltransplantation sollten die in der Tabelle aufgeführten Impfungen nach sechs bis zwölf Monaten aufgefrischt werden

Nach autologer Stammzelltransplantation sollten die in der Tabelle aufgeführten Impfungen nach sechs bis zwölf Monaten aufgefrischt werden bzw. der Antikörpertiter sollte kontrolliert werden, Für bereits im Kindesalter durchgeführte Impfungen gilt: Der Status von Tetanus/ Diphtherie/Keuchhusten sollte überprüft, Tetanus sollte im Abstand von zehn Jahren aufgefrischt werden. Außerdem sollte ein Antikörpernachweis für Masern/ Mumps/Röteln durchgeführt und bei Bedarf 24 Monate nach Stammzelltransplantation die Impfung aufgefrischt werden. GS

Kommentar
Bisher gibt es keine Studien zu Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 mit Patient:innen nach Zelltherapie. Deshalb gilt analog zur bisher empfohlenen Impfstrategie: Eine Impfung von Betroffenen nach allogener und autologer Blutstammzelltransplantation mit zugelassenen Totimpfstoffen wird generell empfohlen. Analog zu den Erfahrungen mit anderen Totimpfstoffen sollte die Impfung frühestens zwei bis drei Monate nach autologer und vier bis sechs Monate nach allogener Blutstammzelltransplantation erfolgen. Eine milde oder moderate chronische Graft-versus-Host-Reaktion ist keine Kontraindikation im Hinblick auf eine Impfung gegen SARS-CoV-2, lediglich während einer Behandlung mit hochdosierten Steroiden (> 1mg Prednison/kg KG/d) sollte nicht geimpft werden.
 
Empfehlungen der Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Hämatopoetische Stammzelltransplantation und Zelluläre Therapie e. V. (DAG-HSZT) zur Vakzinierung von Patient:innen nach autologer und allogener Blutstammzelltransplantation sowie nach CAR-T-Zell-Therapie
Quelle: Ludwig H et al.: Multiple myeloma gammopathies: Recommendations for vaccination in multiple myeloma: a consensus of the European Myeloma Network Leukemia 2021; 35: 31-44

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