Interview mit Apothekerin Kirsten Hien

NATUR+PHARMAZIE 1/2022

In der Beratung die Darm-Lungen-Achse bekannter machen

Die Apothekerin Kirsten Hien macht ihre Kund:innen auf die große Bedeutung der Darm-Lungen-Achse aufmerksam. Denn während die Verbindung zwischen Darm und Gehirn mittlerweile gut bekannt ist, so besteht bei dem Fakt, dass man mit einem gesunden Darmmikrobiom auch aktiv das Immunsystem unterstützen kann, noch Nachholbedarf in den Beratungsgesprächen.
Kund:innen kennen oftmals das Schlagwort „Darmgesundheit“. Nur welches Präparat ist für sie nun für ihren speziellen Bedarf geeignet?
Kund:innen mit immer wiederkehrenden Darmerkrankungen und einem hohen Leidensdruck, z. B. Reizdarmpatient:innen, haben ein großes Interesse an probiotischen Präparaten zur „Darmsanierung“. Oft ist diese Kundengruppe bereits gut informiert, nimmt jedoch gerne die pharmazeutische Beratung zu den entsprechenden Produkten an. Bei unspezifischem Beschwerdebild wird häufig symptomatisch behandelt. Hier besteht noch Potenzial in der Empfehlung von probiotischen Kulturen.
Stress gehört nach wie vor und v. a. in Pandemiezeiten zu den Dauerthemen in der Beratung. Dass Stress auf den Magen schlägt, bestätigen viele Kund:innen, jedoch werden unterschiedliche Beschwerden, gleichermaßen durch Stress und durch Überlastung ausgelöst, oftmals isoliert gesehen und behandelt. Das sogenannte Bauchhirn ist vielen Patient:innen ein Begriff – wie sie die Darm-Hirn-Achse wirksam unterstützen können, eher weniger. Dauerstress kann dazu führen, dass die schützende Darmbarriere undicht wird, die „Tight junctions“ aufbrechen und dadurch Entzündungen entstehen. Durch die Einnahme spezieller probiotischer Darmbakterien können diese Entzündungen wirksam behandelt werden. Dies wirkt sich auf das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und auf das Immunsystem positiv aus.
 
Welche Apotheken-Kund:innen können von solchen probiotischen Kulturen profitieren?
Die Auswahl an Produkten mit stoffwechselaktiven Bakterienkulturen in der Apotheke ist sehr groß. Eine immunologische Wirkung eines Probiotikums ist dagegen selten und rein stammspezifisch. Daher kommt es im Beratungsgespräch darauf an, Kund:innen ein Produkt zu empfehlen, das eine sinnvolle Kombination unterschiedlicher aktiver Bakterienstämme enthält, die das Immunsystem stimulieren und Entzündungen im Darm und mit im Darm in Verbindung stehenden Organen reduzieren. Eine Bakterienkombination mit 4 aktiven Stämmen hat dies in einer klinischen Studie gezeigt. In der Apothekenpraxis begegnen uns häufig Patient: innen mit immer wiederkehrenden Infekten der oberen Atemwege. Auf Nachfrage wird uns berichtet, dass das Immunsystem aufgrund von Stress, hoher Belastungsdichte, falscher Ernährung und Schlafmangel buchstäblich im Keller ist. Oft fragen auch Eltern nach, wie sie das Immunsystem ihrer infektanfälligen Sprößlinge stärken können. Kund:innen mit chronischen Erkrankungen profitieren von der Empfehlung der speziellen probiotischen Helfer, da sie durch ein intaktes Darm-Immunsystem vor Infekten geschützt sein können. Dies könnte auch dann gelten, wenn bereits ein Antibiotikum für einen Atemwegsinfekt verordnet wurde. Wie bereits beschrieben, wünschen sich Kund:innen in der Pandemiezeit einen guten Schutz vor Atemwegsinfekten. Auch Patient:innen mit grippalen Infekten oder mit einem positiven COVID-19-Nachweis könnten durch die Stärkung des Darm- Immunsystems einen milderen Verlauf begünstigen und eine Verkürzung der Symptomatik unterstützen.
 
Kirsten Hien, Apothekerin Hanau-Steinheim
www.burgapotheke-steinheim.de

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