Praktische Tipps für Allergiker

NATUR+PHARMAZIE 3/2006

Kampf den Hausstaubmilben

Hausstaubmilben-Allergien sind häufig Ursache von allergischer Rhinitis oder Asthma. Eine Verringerung der Allergen-Exposition ist wesentlicher Teil der Behandlung.

Milben verfügen über gut entwickelte Systeme für Atmung, Verdauung und Wasserhaushalt, die es ihnen ermöglichen, in den unterschiedlichsten häuslichen Bereichen zu überleben. Im städtischen Wohnmilieu sind über 80% der Haushalte mit Milben belastet. Milben ernähren sich von Hausstaub, zu dem unter anderem auch menschliche Hautschuppen gehören. Das Mikroklima des Hauses ist entscheidend für die Vermehrung der Milben. Da sie direkt über die Haut atmen, benötigen sie eine hohe Luftfeuchtigkeit, um ihren Wasserverlust zu kompensieren. Primäres Ziel der Behandlung ist die Beseitigung bzw. Eindämmung von Milbenallergenen in Betten, Polstermöbeln und Teppichen, den wichtigsten Milbenreservoiren. Die Feuchtigkeit, produziert durch Kochen, Schlafen, Waschen, Duschen etc., muss abgeführt werden, da Hausstaubmilben es ebenso wie Schimmelpilze feucht mögen. Bei der Lüftung ist ein 50%iger Raumluft-Austausch pro Stunde anzustreben, am einfachsten durch gezieltes Stoßlüften mindestens viermal am Tag. Optimal sind Belüftungsanlagen, die eine kontrollierte Be- und Entlüftung der Wohnung mit Wärmeaustauscher ermöglichen. Luftentfeuchter allein reichen nicht aus. Die für Milben optimalen Temperaturbedingungen liegen bei über 20 °C (mit möglichst hoher Luftfeuchtigkeit über 60%). Ein Absenken der Temperaturen im Schlafzimmer verschlechtert die Bedingungen für Milben; bei zu starker Abkühlung kann es allerdings zu Kondenswasserbildung kommen, die Schimmelpilze begünstigt. Außerdem wird das Mikroklima in der Matratze, dem Ort der höchsten Milbenallergen-Konzentration, dadurch wenig beeinflusst, sondern vielmehr durch die Abgabe von Wärme und Feuchtigkeit des Schläfers geprägt. Deshalb sollten auch Schlafzimmer geheizt werden, schon um die Luftfeuchtigkeit unter 50% zu halten. Luftreiniger können Allergene aus der Luft herausfiltern; doch sind 80% der inhalierbaren Antigene an Partikel gebunden, die größer sind als 10 µm und damit nicht lange in der Luft bleiben. Luftreiniger sind zur Reduktion von Milbenallergenen also wenig hilfreich. Neben den Matratzen gelten Teppiche als wichtiges Milbenreservoire. Teppichböden sind viel stärker allergenbelastet als wischbare Böden; letztere müssen allerdings täglich gereinigt werden, um einer Staubaufwirbelung vorzubeugen. Wo sich Teppiche und Teppichböden nicht vermeiden lassen, muss der Staubsauger täglich eingesetzt werden. Wichtig sind dabei der häufige Wechsel des Auffangbeutels und eine gute Qualität des Filters, durch den die angesaugte Luft wieder in den Raum zurück geführt wird; sonst gelangen kleine Staubpartikel mit Allergenen wieder in die Raumluft. Zur Abtötung der Milben bzw. zur Zerstörung der Antigene wird für das Waschen bei niedrigen Temperaturen der Zusatz akarizider Mittel empfohlen. Im Prinzip genügt es aber, Bettwäsche aus hitzebeständigen Textilien zu wählen und dann bei mindestens 60 °C (besser 95 °C) zu waschen. Heißes Wasser ist effektiver als die chemische Reinigung. Die Bettwäsche sollte möglichst oft gewechselt werden. Da die Matratze der Ort der höchsten Allergenbelastung ist und durch die vielen Stunden im Bett auch die stärkste Exposition gegenüber den Milben bedeutet, werden heute durchweg die Encasings empfohlen; das sind synthetische Matratzenbezüge, die weder Milben noch deren Allergene durchlassen. Die "Poren" der Encasings sollten kleiner als 5 µm sein, aber Luft und Feuchtigkeit zirkulieren lassen. Sie müssen die Matratze vollständig umschließen und regelmäßig gewaschen werden. So kann man in der Matratze vorhandene Milbenallergene vom Schläfer hermetisch abriegeln. Encasings haben sich bislang als wirksams-te Methode der Allergenkarenz erwiesen. Zusätzliche Encasings von Kopfkissen und Bettdecke sind in der Regel nicht notwendig, da die Milbenbelastung hier sehr gering ist und nur durch Kontamination aus der Matratze erfolgt. Auch so genannte Allergiker-Kopfkissen werden nicht empfohlen, weil sie durch ihre erhöhte elektrostatische Aufladung mehr Staub anziehen als herkömmliche Daunen-Kopfkissen. Das Lieblings-Kuscheltier sollte man in doppelter Ausführung anschaffen, damit es häufig gewechselt und gewaschen oder für 24 Stunden in die Tiefkühltruhe gesteckt werden kann. Auch Haustiere erhöhen die Milbenbelastung und geben darüber hinaus oft auch andere Antigene ab. Zimmerpflanzen steigern die Luftfeuchtigkeit und können Schimmelpilzbildung begünstigen. Obwohl akarizide Substanzen wie Benzylbenzoat im Laborversuch sehr effektiv sind und Milben rasch abtöten, ist ihre klinische Wirksamkeit nicht immer nachweisbar. Zumindest für Matratzen sind sie nicht zu empfehlen, da die Oberflächenbehandlung die Milben in der Tiefe gar nicht erreicht. Nur eine durchgehende Imprägnierung wäre sinnvoll. Allerdings zerstören Akarizide nur die Milben, nicht aber die Allergene, die sich (zu 95%) außerhalb des Milbenkörpers befinden. Am ehesten eignen sich Antimilbenmittel zur Sanierung von Teppichen. Allerdings wäre es noch besser, solche Bodenbeläge ganz zu entfernen. (EH)

Quelle: Franz, JT: Karenzmaßnahmen gegen Hausstaubmilben Teil 2, Zeitschrift: ALLERGO JOURNAL, Ausgabe 13 (2004), Seiten: 531-540: , Zeitschrift: , Ausgabe ()

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