Weltweit wurde die Folsäure-Supplementierung präkonzeptionell und im ersten Trimester vor allem wegen ihres Nutzens zur Verhinderung von Neuralrohrdefekten beim Fötus propagiert. Empfohlen werden Dosen von 4 bis 5 mg/d bis zur zwölften SSW (das Neuralrohr schließt sich im ersten Trimester) bei hohem Risiko für den Fötus und 0,4 bis 1 mg/d bei niedrigem Risiko. Die Eklampsie entwickelt sich allerdings zweiphasig im ersten und im dritten Trimester. Hohe Folsäure-Gaben in der Frühschwangerschaft (vor allem zwischen SSW 8 und 16), während des stärksten Wachstums der Plazenta, sollten den besten Schutz gegen Präeklampsie gewährleisten.
Bei Frauen mit hohem Präeklampsie-Risiko scheint der Nutzen einer Folsäure-Prävention dosisabhängig zu sein. Zur Hochdosis-Prävention gab es bisher nur Beobachtungsstudien. Eine Arbeitsgruppe initiierte deshalb eine Doppelblindstudie (FACT), in die 2464 Frauen eingeschlossen wurden. Sie erhielten 4 mg/d Folsäure oder Plazebo ab Randomisierung (SSW 8 bis 16) bis zur Entbindung. Alle konnten Vitamintabletten (mit bis zu 1,1 mg Folsäure) weiterhin nehmen. Zu einer Präeklampsie kam es in der Verumgruppe in 14,8%, in der Plazebogruppe in 13,5%. Der Unterschied war nicht signifikant. Auch bei unerwünschten Ereignissen irgendwelcher Art gab es keine nennenswerten Unterschiede. Die hochdosierte Folsäure-Gabe über das erste Trimester hinaus ist inzwischen weit verbreitet. Dafür kann nach diesen Ergebnissen derzeit keine evidenzbasierte Empfehlung gegeben werden. WE