Frühgeburtsrisiko falsch eingeschätzt?

Gyn-Depesche 2/2015

Kein Sex vor Fibronektintest!

Der Nachweis von fetalem Fibronektin im Scheidensekret weist auf ein erhöhtes Frühgeburtsrisiko hin. Geschlechtsverkehr kann das Ergebnis jedoch verfälschen.

In einer Londoner Klinik wurde bei Frauen in der 18. bis 34. SSW mit einem hohen Frühgeburtsrisiko aufgrund der Anamnese, aber ohne Symptome vorzeitiger Wehen ein quantitativer Test auf fetales Fibronektin (fFN) durchgeführt. 61 Frauen gaben an, innerhalb der letzten 48 Stunden vor dem Scheidenabstrich ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Als Vergleichsgruppe dienten 61 Frauen mit ähnlichem Risikoprofil und Gestationsalter, die vor dem Test sexuell enthaltsam gewesen waren.
Beischlaf vor dem Test steigerte die fFN-Konzentration im Scheidensekret erheblich: In der Studiengruppe lag der Medianwert bei 53 ng/ml, in der Kontrollgruppe dagegen nur bei 5 ng/ml. Hatte der Geschlechtsverkehr 24 bis 48 Stunden zuvor stattgefunden, war der Wert im Vergleich zur Kontrollgruppe nur noch leicht erhöht (6 ng/ml). Ein qualitativ negatives Testergebnis (fFN <50 ng/ml) fand sich nach vorherigem Sex bei 28 Frauen, ohne diesen bei 57. Die Falsch-Positiv-Rate für eine Entbindung vor der 37. SSW betrug in der Studiengruppe 54%, in der Kontrollgruppe dagegen nur 5,8%. Bei vier von fünf Frauen mit stark erhöhten Werten über 500 ng/ml (nach Beischlaf) kam es nicht zu einer Frühgeburt.
Auf das Ergebnis des Fibronektintests sollte man sich daher nicht verlassen, wenn die Patientin zuvor Geschlechtsverkehr hatte, empfehlen die Studienautoren. CW
Quelle:

McLaren JS et al.: Prediction of spontaneous preterm birth using quantitative fetal fibronectin after recent sexual intercourse. Am J Obstet Gynecol 2015; 212: 89.e1-5

ICD-Codes: P07.3

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