Schlechter als gedacht

NATUR+PHARMAZIE 3/2015

Milch hilft nicht gegen Osteoporose; im Gegenteil

Drei bis vier Gläser Milch am Tag sollen helfen, Osteoporose und Frakturen vorzubeugen. Neue Daten zeigen das Gegenteil.

Schwedische Forscher untersuchten an über 60 000 Frauen und 45 000 Männern den Zusammenhang zwischen Konsum von Milch und Milchprodukten und allgemeinem Mortalitätssowie Frakturrisiko. Hierfür gaben die 40- bis 80-jährigen Teilnehmer an, was und wieviel sie im vergangenen Jahr gegessen hatten. Dabei wurden 96 Speisekategorien berücksichtigt. Bei weiteren ca. 900 Männern bzw. Frauen untersuchte man 8-iso-PGF2a und IL-6 als Biomarker für oxidativen Stress und Entzündungsstatus.
Der tägliche Milchkonsum betrug im Schnitt 240 bzw. 290 g (Frauen bzw. Männer). Nach 22 Jahren waren 15 541 Frauen gestorben und 17 252 hatten eine Fraktur, 4259 davon an der Hüfte. Bei der männlichen Kohorte kam es innerhalb von 13 Jahren zu 5379 Brüchen, inkl. 1166 Hüftfrakturen, und 10 112 Todesfällen. Statt vor Frakturen zu schützen, steigerte ein höherer Milchkonsum bei Frauen das Risiko für allgemeine und Hüftfrakturen (≥3 Gläser vs. <1 Glas Milch: HR=1,16 bzw. 1,60). Sowohl bei weiblichen als auch männlichen Teilnehmern stieg außerdem das Mortalitätsrisiko dosisabhängig mit jedem Glas Milch um HR=1,15 bzw. 1,03 an. Im Gegensatz dazu reduzierten Käse und fermentierte Milchprodukte das Mortalitäts- und Frakturrisiko pro Portion um 10-15% (p<0,001). Wurde gleichzeitig Frischmilch aufgenommen, ging dieser Vorteil allerdings verloren.
Der negative Effekt geht vermutlich auf den D-Galaktose-Gehalt zurück, der in unfermentierter Milch besonders hoch ist. OH
Quelle:

Michaëlsson K et al.: Milk intake and risk of mortality and fractures in women and men: cohort studies. BMJ 2014; 349: g60153

ICD-Codes: R63.3

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