Im (Herz-)Rhythmus

Praxis-Depesche 9/2018

Musik verstärkt Antihypertensiva

Studien zufolge kann Musik den Blutdruck und die Herzratenvariabilität senken. Dies kann man sich therapeutisch zu Nutze machen.

Einige Versuche, den Blutdruck mit Musik zu senken, hat es bereits gegeben, sowohl mit klassischem Barock als auch Heavy Metal – mit mehr oder weniger Erfolg. Eine Arbeitsgruppe aus Brasilien ging nun einen Schritt weiter und kombinierte die musikalische Beschallung mit der Gabe gängiger Antihypertensiva. Als Probanden dienten ihnen 23 Frauen und 14 Männer mit klinisch diagnostizierter Hypertonie und gut kontrollierten Blutdruckwerten von systolisch 123,87±10,5 mm Hg und diastolisch 80,25±7,5 mmHg. Das Durchschnittsalter lag bei 64,6±12,54 Jahren. Zur Blutdrucksenkung nahmen die Patienten Diuretika, Kalziumkanalblocker und/oder Betablocker ein.
Jeder Teilnehmer durchlief an zwei Tagen jeweils eine kardiovaskuläre Untersuchung, einmal mit und einmal ohne Musik. Blutdruck und Herzratenvariabilitiät (HRV) wurden im Ruhezustand 10 min. vor Einnahme der Antihypertensiva sowie 20, 40 und 60 min. danach gemessen. Beim Musik-begleiteten Durchlauf wurden über die gesamte Dauer ruhige Instrumentalversionen bekannter Pop-Balladen abgespielt.
Mit und auch ohne Musik sanken die Blutdruckwerte nach Gabe der Antihypertensiva vergleichbar stark ab. Mit Musikbegleitung kam es aber zusätzlich zu einer signifikanten HRV-Reduktion nach 40 sowie 60 min. Der Effekt war in mehreren HRV-Parametern feststellbar. Ohne Musik veränderte sich die HRV dagegen nicht.
Offenbar verstärkt die Musik den Einfluss der antihypertensiven Medikation auf die vagale Herzraten-Regulation. Indem sie das parasympathische Systems aktiviert, erhöht sie wahrscheinlich die gastrointestinale Aktivität und beschleunigt damit die Absorption der antihypertensiven Medikamente. OH
Quelle:

Mariniano EC et al.: Musical auditory stimulus acutely influences heart rate dynamic responses to medication in subjects with well-controlled hypertension. Sci Rep 2018; 8: 958

ICD-Codes: I49.9

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