Gastroösophageale Refluxkrankheit

NATUR+PHARMAZIE 4/2006

Neue Therapieempfehlungen für GERD

Experten des American College of Gastroenterology haben die Richtlinien für Diagnose und Therapie der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) aktualisiert. Hier die neuen Behandlungsempfehlungen:

Die meisten Patienten mit GERD profitieren von einer Lebensstil-Modifikation, wenngleich dies häufig nicht reicht, um die Symptome zu beseitigen. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass sich folgende Maßnahmen günstig auf den Reflux auswirken: - Lebensstil-Modifikation Höherstellen des Kopfendes des Bettes, fettärmere Mahlzeiten, Nikotinkarenz, drei Stunden nach einer Mahlzeit nicht hinlegen. Außerdem sollen bestimmte Lebensmittel den Druck im unteren Ösophagussphinkter senken und sich daher ungünstig auswirken. Dazu zählen Schokolade, Alkohol, Pfefferminze, Kaffee und evtl. Zwiebeln und Knoblauch. Randomisierte Studien fehlen allerdings. - Säurehemmung Die Säurehemmung ist die wichtigste Säule in der Therapie der GERD. Die Ergebnisse von 33 randomisierten Studien, die über 3000 Patienten mit erosiver Ösophagitis einschlossen, zeigen: Plazebo bewirkt bei 27% der Patienten eine Symptomlinderung, H2-Blocker bei 60%, Protonenpumpenhemmer bei 83%. Die Ösophagitis heilte bei 24% der Plazebo-Patienten, bei 50% der H2-Blocker-Patienten und bei 78% der PPI-Patienten. Zunehmend wird auch klar, dass der Nutzen einer Dauertherapie mit PPI bei Patienten mit chronischer oder komplizierter GERD theoretische Risiken überwiegt. So wurden z. B. Bedenken geäußert, dass es unter PPI-Dauertherapie zu Vitamin-B12-Mangel kommen könne, was allerdings bislang nur bei wenigen Patienten beobachtet wurde. PPI sollten grundsätzlich vor den Mahlzeiten eingenommen werden, bei einmal täglicher Dosierung meist vor dem Frühstück. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, eine höhere Dosis zu wählen als in den USA zugelassen - beispielsweise bei einem empirischen Behandlungsversuch supraösophagealer GERD-Symptome, bei nur teilweisem Ansprechen auf die Standarddosis, bei schwerer Ösophagus-Dysmotilität und bei Barrett-Ösophagus. - Prokinetika Ausgewählte Patienten können von einer Therapie mit prokinetisch wirkenden Substanzen (z. B. Metoclopramid, Domperidon) profitieren, speziell in Kombination mit Säurehemmern. Für eine Monotherapie kommen diese Präparate nicht in Frage. Der genaue Stellenwert der Prokinetika muss weiter evaluiert werden. - Erhaltungstherapie Da es sich bei der GERD um eine chronische Krankheit handelt, ist eine Dauertherapie notwendig, um die Symptome zu kontrollieren und Komplikationen zu verhindern. Über die Art der Dauertherapie wird individuell entschieden. Eine Monotherapie mit Antazida und Lebensstil-Änderungen können bei bis zu 20% der Patienten genügen. Reduzierte PPI-Dosierungen haben sich in der Langzeit-Therapie als insuffizient erwiesen, einschließlich alternierender und "Weekend"-Therapieschemata. (UB)

Quelle: DeVault, KR: Update Guidlines for the diagnosis and treatment of gastroesophageal reflux disease, Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF GASTROENTEROLOGY, Ausgabe 100 (2005), Seiten: 190-200

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