Koronare Herzkrankheit

Praxis-Depesche 4/2015

Nicht stenosierende Plaques mit Risiko

Plaques, die das Koronargefäß hämodynamisch irrelevant einengen (<20%), sind bei Koronarangiographien häufig (sogenannte nicht stenosierende oder nicht obstruierende koronare Herzerkrankung, KHK). Welches Mortalitätsrisiko von solchen Befunden ausgeht, war bislang unklar.

Um der Frage auf den Grund zu gehen, wie die Prognose für Patienten mit stenosierender und nicht stenosierender KHK aussieht, analysierte eine Gruppe aus Denver, USA, die Daten von über 37 000 elektiv koronarangiographierten Patienten zwischen 2007 und 2012. Man unterschied (1) keine nachweisbare/relevante KHK, also alle Befunde mit Stenose <20%), (2) vorhandene KHK ohne hämodynamische Relevanz (nicht stenosierend, Stenosegrad linker Hauptstamm max. 20 bis 50% bzw. 20 bis 70% in allen anderen epikardialen Gefäßen), (3) stenosierende KHK (Hauptstammstenose links >50% und/oder Stenose>70% in anderen Koronarien). Es erfolgten zudem diverse Subgruppenauswertungen, z. B. nach Geschlecht, Ethnizität, Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes, Nikotinkonsum, BMI und chronische Herzinsuffizienz. Primärer Endpunkt war die Hospitalisierungsrate nach einem Jahr wegen nichttödlichem Myokardinfarkt (sekundäre Endpunkte = Gesamtmortalität bzw. Herzinfarkt plus Mortalität).
Je höher der Grad der Arteriosklerose und je mehr Gefäße betroffen waren, desto wahrscheinlicher erlitten die Patienten in der Folge einen Myokardinfarkt: Bei Patienten ohne nachweisbare KHK (Gruppe 1) waren es nach einem Jahr 0,11%; mit einer nicht stenosierenden 1-Gefäß- KHK waren es 0,24%; bei drei betroffenen Koronarien 0,59% (Gruppe 2). Die höchste Infarktrate wiesen erwartungsgemäß Patienten mit einer stenosierenden 3-Gefäß- oder Hauptstamm-KHK auf (2,47%, Gruppe 3). Im Vergleich zu Patienten ohne KHK erhöhte eine nicht stenosierende 1-Gefäß-Erkrankung das Infarktrisiko um 100% und eine stenosierende Plaque in einer Koronarie um 800%.
Die Autoren konkludieren, dass Koronarplaques ein relevantes Myokardinfarkt- und Mortalitätsrisiko in sich bergen, auch wenn diese in der Angiographie als nicht stenosierend bewertet werden. CB
KOMMENTAR

Liest man das Studienprotokoll genauer, scheint die Zunahme des Risikos für STEMI, NSTEMI oder Tod eher noch unterschätzt worden zu sein. Außerdem wurden weder die Post-Angio-Antikoagulation noch die Todesursachen ausgewertet.

Redaktion Praxis-Depesche
Quelle:

Maddox TM et al.: Nonobstructive coronary artery disease and risk of myocardial infarction. JAMA 2014, 312(17): 1754-1763

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