Editorial

NATUR+PHARMAZIE 5/2017

Nocebo-Effekte minimieren

Unter dem Placebo-Effekt wird im Allgemeinen die Wirksamkeit eines Scheinmedikamentes bzw. die Wirkungsverstärkung eines Arzneimittels durch eine positive Erwartungshaltung des Patienten verstanden. Zu den Nocebo-Effekten gehören dagegen die negativen Auswirkungen eines Scheinmedikamentes bzw. verstärkte Nebenwirkungen eines Arzneimittels durch eine negative Erwartungshaltung. Beispiel dafür ist das Auftreten von Muskelschmerzen unter Statinen in der Extensionsphase der ASCOT-Studie (Seite 11): Während in der verblindeten Phase die muskulären Nebenwirkungen auf Placeboniveau lagen, stiegen sie in der offenen Verlängerungsphase unter dem Statin im Vergleich zu Placebo signifikant an. Hintergrund: Ist dem Patienten bewusst, dass Statine zu Muskelschmerzen führen können, werden diese übermäßig berichtet. Durch Fachkenntnisse und aktuelles Wissen können sich Apotheker/-innen und PTAs Placebo-Effekte im Beratungsgespräch zum Wohle des Patienten zunutze machen und Nocebo-Effekte minimieren. Dies gilt auch für die Selbstmedikation. Natürlich hat der Patient bei häufig vorkommenden Nebenwirkungen ein Recht auf entsprechende Information. In der Beratung sollte jedoch darauf geachtet werden, dass der Nutzen sowie die Sicherheit und Verträglichkeit des jeweiligen Medikamentes klar und verständlich aufgezeigt und damit stärker betont werden als die potenziellen Nebenwirkungen. Sie können z.B. bei häufigen Nebenwirkungen davon sprechen, dass 90% bis 99% der Anwender das empfohlene Arzneimittel gut vertragen, statt zu sagen, dass bis zu 10% der Anwender Nebenwirkungen verspüren.
 
Informative Lektüre wünscht
Monika Walter
Apothekerin und Chefredaktion

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