Atypische Befunde häufig

NATUR+PHARMAZIE 4/2006

Öfter an Zöliakie beim Erwachsenen denken

Die Zöliakie (einheimische Sprue, glutensensitive Enteropathie) kommt bei 0,5 bis 1% der Erwachsenen vor. Man ging davon aus, dass sie - wie erkrankte Kinder - an typischen Symptomen wie Gewichtsverlust, Diarrhö und Malabsorption leiden. Das muss aber nicht so sein, wie Mediziner aus England betonen.

So klagte eine 53-Jährige mit einem konstanten Gewicht von 131 kg seit 18 Monaten über Diarrhöen. Schon ihr ganzes Leben lang hatte sie unregelmäßigen Stuhlgang. Neben leichtem Eisenmangel fanden sich Endomysium-Antikörper (AK). Die Duodenalbiopsie zeigte eine partielle Zottenatrophie. Die Patientin nahm unter streng glutenfreier Diät in vier Monaten 17 kg ab; die Diarrhöen sistierten. Obwohl theoretisch die Gefahr besteht, zuzunehmen, müssen auch dicke Betroffene Diät halten, um Dünndarm-Lymphomen vorzubeugen. Bei einer weiteren adipösen Patientin fiel lediglich eine mikrozytäre Anämie auf. Endoskopisch war das Duodenum verändert, die Biopsie war positiv. Eine andere Gruppe von Autoren berichtet, dass bei stummen oder atypischen Formen der Zöliakie (ohne gastrointestinale Beschwerden) Eisenmangelanämie, Osteoporose, erhöhte Leberwerte oder dermatologische oder neurologische Veränderungen im Vordergrund stehen können. Dass auch Endomysium-AK fehlen können, zeigt der Fall eines 79-Jährigen mit altbekannter Dyspepsie, die schlimmer wurde, Müdigkeit und raschem Gewichtsverlust. AK-Testung und Duodenalbiopsie fielen zunächst negativ aus. Nach drei Monaten Verschlechterung bekam er Darmbeschwerden und es fielen Zeichen von Maldigestion auf. Nun fanden sich Endomysium-AK Gliadin-AK (IgA, nicht IgG) und Zottenatrophie. - Die Autoren weisen darauf hin, dass die Zöliakie meist bei 40- bis 60-Jährigen auftritt und atypisch verlaufen kann. (MO)

Quelle: Watson, RGP: Diagnosis of coeliac disease, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 330 (2005), Seiten: 739-740: , Zeitschrift: , Ausgabe (): , Zeitschrift: , Ausgabe ()

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