Schon jetzt ist eine Tendenz zu beobachten, dass die Zahl der in frühen Stadien diagnostizierten Tumore wie Darm- oder Brustkrebs zurückgeht. Da entsprechende Screenings nicht stattgefunden haben, rechnet man zudem mit einer höheren Zahl von Neudiagnosen im Sommer und Herbst dieses Jahres. In einzelnen Institutionen ist die Zahl der in Tumorkonferenzen vorgestellten PatientInnen im April um 30 bis 50 % gesunken.
Obwohl sich bei akut lebensbedrohlichen Krebserkrankungen kaum etwas an den Zahlen geändert hat, sehen Onkologen Leukämie- oder MyelompatientInnen mit Komplikationen, die in den letzten Jahren eher nicht verzeichnet wurden. In diesem Zusammenhang wurde darauf hingewiesen, dass es notwendig ist, dass sowohl alle diagnostischen als auch therapeutischen Maßnahmen von PatientInnen mit Blut- und Krebserkrankungen wahrgenommen werden sollten.
Deswegen wurden aufgrund der durch COVID-19 notwendigen Vorsichts- und Schutzmaßnahmen die Onkopedia-Leitlinien für mehr als 60 Krebserkrankungen ergänzt und eigene Kapitel zur COVID-19 (coronavirus disease 2019) und Krebs hinzugefügt.
Während Ärzte ihre Diagnostik- und Therapiekonzepte der Situation in den nächsten Monaten weiterhin anpassen müssen, so müssen PatientInnen zusätzlich zu ihren Blut- und Krebserkrankungen lernen, auch die Angst vor der COVID-19 in den Umgang mit ihrer Krankheit mit einzuschließen. GH