Unterkühlung, Erkältungen und Hormonveränderungen in der Schwangerschaft können das Risiko für eine Blaseninfektion erhöhen. Die Grenze der Selbstmedikation ist erreicht, wenn Fieber, Flanken- oder Rückenschmerz sowie Blut im Urin oder allgemeines Krankheitsgefühl zu den Beschwerden eines unkomplizierten Infektes hinzukommen. Des Weiteren sollten Menschen mit Diabetes, Menschen mit Harnsteinen in der Vorgeschichte, Immunsupprimierte sowie Schwangere und Kinder grundsätzlich an einen Arzt verwiesen werden. Da Harnwegsinfekte bei Männern i.d.R. kompliziert verlaufen, gilt dies auch für Männer.
Unkomplizierte Infekte lassen sich in der Regel gut mit freiverkäuflichen Arzneimitteln behandeln. Empfehlenswert ist zusätzlich, viel zu trinken und den Unterleib warm zu halten. Die Spontanheilungsrate bei einer Blasenentzündung liegt bei 30 bis 50%. Einen Arzt aufsuchen sollten Patientinnen, wenn die Beschwerden nach fünf Tagen nicht verschwunden sind.
Bärentraubenblätter & Co.
Eine Blasenentzündung ist eine typische Indikation für Phytopharmaka. Als pflanzliches Harndesinfizienz haben Bären traubenblätter bzw. ihre Zubereitungen eine lange Tradition. Die Wirkung wird auf den Inhaltsstoff Arbutin, der im Körper in Hydrochinon umgewandelt wird, zurückgeführt. Das früher gleichzeitig empfohlene alkalisieren des Harns ist nicht erforderlich. Man weiß heute, dass das freie Hydrochinon unabhängig vom Harn-pH von den Bakterien selbst gebildet wird. Werden Bärentraubenblätter als Tee angewendet, sollten zwei Teelöffel getrocknete Blätter pro Tasse mit kaltem Wasser aufgesetzt werden. Nach sechs bis zwölf Stunden wird kurz aufgekocht und dann abgesiebt. Mit dieser Kaltmazeration wird verhindert, dass magenreizende Gerbstoffe extrahiert werden. Drei Tassen Tee pro Tag sind ausreichend. Da Hydrochinon unter Verdacht steht, mutagen und schwach kanzerogen zu sein, sollten arbutinhaltige Zubereitungen höchstens fünfmal im Jahr eine Woche eingenommen werden.
Aquaretika werden eingesetzt, um pathogene Keime auszuschwemmen. Zum Einsatz kommen vor allem Goldrutenkraut, Birkenblätter, Orthosiphonblätter, Schachtelhalmkraut oder Hauhechelwurzel in Form von Harn- und Blasentees. Ihre diuretische Wirkung wird in erster Linie durch Flavonoide und Saponine vermittelt. Die Diurese soll zudem das Aufsteigen der Keime in das Nierenbecken verhindern. Harnund Blasentees sind auch zur Unterstützung bei einer Antibiotikatherapie sinnvoll. Menschen mit Ödemen infolge von
Herz- oder Niereninsuffizienz sollten die Tees jedoch nicht anwenden.
Eine fixe Kombination aus den Extrakten von Rosmarinblättern, Liebstöckelwurzel und Tausendgüldenkraut wird aufgrund harntreibender, krampflösender und entzündungshemmender Wirkung zur Behandlung eingesetzt.
Eine andere therapeutische Strategie ist das Ansäuern des Harns, da das Wachstum vieler pathogener Bakterien im sauren Milieu gehemmt ist. Medikamentös werden Ascorbinsäure, Ammoniumchlorid und Methionin verwendet. Diätetisch kann eine Harnsäuerung mit Johannisbeer- oder Preiselbeersaft erreicht werden. Die Harnsäuerung wird häufig auch begleitend zu einer Antibiotikatherapie verordnet, um deren Wirkung zu optimieren.
Gegen Schmerzen bei einer akuten Blasenentzündung kann Paracetamol, allein oder in Kombination mit einem Spasmolytikum, kurzfristig empfohlen werden.