Abortrisiko

Gyn-Depesche 6/2020

Progesteron hilft – aber nur oral

Eine neue Metaanalyse spricht dafür, dass eine Gestagentherapie eine drohende Fehlgeburt verhindern kann.
In die Analyse gingen zehn randomisiertkontrollierte Studien ein, in denen untersucht wurde, ob eine Gestagentherapie die Abortrate im Vergleich zu Placebo oder keiner Therapie verringert. Insgesamt waren 5.056 Schwangere mit vaginalen Blutungen vor der 24. SSW eingeschlossen. In fünf Studien wurde orales Progesteron eingesetzt, in fünf eine vaginale Applikation. Injizierbare Gestagene kamen nicht zur Anwendung.
Die Lebendgeburtenrate betrug in der Gruppe der Frauen mit Progesterontherapie 72,9 %, in der Vergleichsgruppe 69,7 %. Das entsprach einer um 7 % höheren Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Schwangerschaft. Bei der Betrachtung der unterschiedlichen Applikationswege ergaben sich jedoch deutliche Unterschiede: Orales Progesteron erhöhte die Inzidenz einer Lebendgeburt um 17 %, während vaginales Progesteron keinen signifikanten Effekt zeigte (+4 %). Das Abortrisiko sank durch die orale Progesterontherapie um 42 %, durch die vaginale Applikation nur um nicht signifikante 10 %. Pro acht Schwangere mit vaginalen Blutungen, die Progesterontabletten einnahmen, ließ sich somit eine Fehlgeburt verhindern. Auf die Frühgeburtsrate zeigte die Progesterongabe keinen Einfluss: Sie lag in der Studien- und in der Kontrollgruppe jeweils bei 3,8 %. Zwar gab es bereits aus mehreren Studien Hinweise, dass die Anwendung von Progesteron ein erhöhtes Abortrisiko reduzieren kann. Eine signifikante Steigerung der Lebendgeburtenrate konnte eine frühere Metaanalyse nicht belegen. Durch diese Ergebnisse wächst die Evidenz, dass eine orale Progesterontherapie im Falle eines drohenden Aborts die Chance auf eine Lebendgeburt erhöhen kann. CW
Quelle: Li L et al.: Effect of progestogen for women with threatened miscarriage ... BJOG 2020; 127: 1055-63
ICD-Codes: O20.0

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