Kardiovaskuläre Erkrankungen einschließlich Herzinsuffizienz stellen die häufigste Todesursache bei Diabetes dar. Sie treffen in der Hauptsache Typ-2-Diabetiker. Beim weitaus weniger häufigen Typ 1 besteht allerdings wegen seines frühen Beginns beim einzelnen Patienten die Gefahr, durch diese Leiden viel mehr Lebensjahre zu verlieren. Die Sterblichkeit aufgrund kardiovaskulärer Leiden ist bei jungen Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes gegenüber der Allgemeinbevölkerung um den Faktor 8 bis 40 erhöht; Frauen sind stärker gefährdet als Männer.
In einer Metaanalyse randomisierter Studien mit Typ-2-Diabetikern hatte eine intensive Blutzucker-Therapie keine präventive Wirkung in puncto Herzinsuffizienz. Die Ergebnisse von Beobachtungsstudien bei Typ 2 sind in diesem Punkt widersprüchlich.
Die Autoren hielten es für wichtig, nach potenziell modifizierbaren Herzinsuffizienz-Risikofaktoren bei Typ-1-Diabetikern zu suchen. Sie verknüpften über die persönliche Kennnummer jedes Schweden Einträge im nationalen Diabetesregister NDR (1996 eingerichtet) mit denen in Verzeichnissen von Klinik-Entlassungsdiagnosen und Todesursachen. In Schweden werden fast alle Typ-1-Diabetiker an Klinikambulanzen behandelt.
Von Januar 1998 bis Dezember 2003 waren im NDR 20 985 Typ-1-Diabetiker ab 18 Jahren ohne bekannte Herzinsuffizienz eingetragen (ca. 45% Frauen). Sie wurden bis Ende 2009 weiter verfolgt, es sei denn, sie verstarben oder es fand sich bei Klinikentlassung eine Herzinsuffizienz-Diagnose. Dies widerfuhr 3% der im Schnitt initial 38,6 Jahre alten Patienten (3,38 Ereignisse auf 1000 Patientenjahre).
Unabhängiger Prädiktor HbA1C
Die einzelnen HbA1c-Werte, Blutdruck und BMI wurden über die Beobachtungszeit von im Median neun Jahren gemittelt. Die BZ-Einstellung war suboptimal. Es fand sich mit zunehmendem HbA1cein stetiger Anstieg der Herzinsuffizienz-Fälle. Korrigiert wurde um Alter, Geschlecht und Diabetesdauer, Rauchen, BMI, systolischen und diastolischen Blutdruck und Komorbiditäten, inkl. früherer oder zwischenzeitlicher Herzinfarkt. Für HbA1c-Werte von 10,5% und mehr ergab sich im Vergleich mit solchen unter 6,5% eine Hazard-Ratio von 3,98 für Herzinsuffizienz.
Bei der Cox-Regressionsanalyse fanden sich bei Typ-1-Diabetes mehrere unabhängige Herzinsuffizienz-Prädiktoren: steigendes HbA1c, Alter, Diabetesdauer, BMI, systolischer Blutdruck, Rauchen, Klappen-OP, Vorhofflimmern, Myokardinfarkt und ischämische Herzerkrankung. Lipiddaten fehlten in 13%. Wo vorhanden, ließ sich zeigen, dass steigendes HDL-Cholesterin protektiv wirkte; für einen Zusammenhang mit LDL-Cholesterin fand sich kein sicherer Hinweis. In einer weiteren Subgruppe erwies sich Mikroalbuminurie nicht als unabhängiger Prädiktor.
Die Verfasser stellen fest, dass das Herzinsuffizienz-Risiko der Typ-1-Diabetiker dem von 15 bis 20 Jahre älteren Personen in der Allgemeinbevölkerung ähnelt. Da nur Klinikaufenthalte mit dieser Erkrankung erfasst wurden, könnte aber die Inzidenz unterschätzt worden sein.
Die Autoren empfehlen, bei Patienten mit Typ-1-Diabetes früh auf Anzeichen einer Herzinsuffizienz zu achten. Ein Echokardiogramm könnte gerechtfertigt sein, besonders bei schlechter Einstellung, langer Diabetesdauer oder ungünstigem Risikoprofil. SN