Behandlung von Warzen

NATUR+PHARMAZIE 4/2006

Schöllkraut, Thuja oder besser Imiquimod?

Eine ganze Reihe häufiger Hauterkrankungen werden durch Viren ausgelöst. Neben Herpesviren ist vor allem die Gruppe der humanpathogenen Papillomaviren beteiligt. Sie sind für die Entstehung von Warzen (med. Verrucae) verantwortlich, einer häufigen gutartigen Epithelhyperplasie. Die Übertragung der Viren erfolgt durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch oder durch Kontaktinfektion von einer Stelle des Körpers auf eine andere. Nach einer Inkubationszeit von drei Wochen bis zwölf Monaten entwickelt sich das klinische Erscheinungsbild. Infektionen der Haut- und Schleimhaut bzw. mangelhafte Durchblutung erleichtern die Virusinfektion.

Die häufigste Form der Hautwarze ist die "vulgäre" oder "gewöhnliche" Warze. Sie ist vor allem an Finger- und Handrücken, Nagelwall und u. U. auch unter dem Nagel lokalisiert. Warzen können einzeln stehen oder sich beetförmig ausbreiten. Kratzen begünstigt ihre Verbreitung. Zunächst zeigen sie sich als hartes, hautfarbenes halbkugeliges Knötchen. Mit der Zeit wird die Oberfläche durch zunehmende Verhornung rau und zerklüftet. Einlagerungen von Blut oder Schmutz lassen die Warzen mitunter dunkler erscheinen. Fußsohlenwarzen oder Dornwarzen stellen eine besondere Form der vulgären Warze dar: Durch die Belastung beim Auftreten können diese Warzen nur in die Tiefe wachsen, was erhebliche Schmerzen beim Gehen bereiten kann. Plane oder flache Warzen, die kaum über das Hautniveau herausragen, betreffen vor allem Kinder und Jugendliche. Sie kommen meist in großer Zahl im Gesicht, an Handrücken, Handgelenk und Unterarmen vor und sind hautfarben oder hell bräunlich. Diese Warzen können auch noch nach Jahren spontan narbenlos abheilen. Die vorwiegend bei Erwachsenen auftretenden Genital- oder Feigwarzen werden von einem anderen Virus als die vulgären Warzen ausgelöst. Im feuchtwarmen Milieu von Hautfalten, vor allem im Anogenitalbereich, wachsen die zunächst stecknadelgroßen Knötchen zu blumenkohl- oder hahnenkammartigen Wucherungen unterschiedlichen Ausmaßes heran. Feigwarzen werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Diagnose und Therapie sind Aufgabe des Facharztes. Alterswarzen sind im höheren Alter auftretende gutartige Tumoren mit grauer oder bräunlich-gelber zerklüfteter Oberfläche. Eine Therapie ist nicht nötig - allerdings sollte zunächst ein Melanom ausgeschlossen werden. Wenn vulgäre Warzen Schmerzen verursachen, zu Bewegungseinschränkungen führen oder ein kosmetisches Problem darstellen, sollten sie behandelt werden. Andernfalls besteht jedoch aufgrund ihrer Gutartigkeit kein Handlungsbedarf. Die meisten Warzen sind nach etwa zwei Jahren ohnehin wieder verschwunden. Je jünger die Warzen sind, desto leichter lassen sie sich entfernen. Die am meisten verbreitete Therapie bei Warzen ist die Selbstmedikation mit keratolytisch wirkenden Substanzen wie Salizyl-, Milch- oder Essigsäure. Je nach Verbreitung der Warzen - einzeln oder großflächig - empfiehlt sich die Anwendung von Pflaster oder Tinktur. Um Rezidiven vorzubeugen, sollte die gesunde Haut 3 bis 4 mm um die Warze herum mitbehandelt werden. Darüber hinaus ist die gesunde Haut jedoch z. B. mit einer Zinkpaste oder Fettsalbe zu schützen. Bei Tinkturen werden häufig Zubereitungen auf Collodiumbasis eingesetzt. Sie bilden eine Art schnelltrocknenden unauffälligen Lack, der vor dem erneuten Auftragen entfernt werden muss, z. B. mit Aceton. Das aufgeweichte Hornmaterial wird - am besten nach einem Bad im lauwarmen (Salz-)Wasser - behutsam mechanisch entfernt. Eine solche Therapie dauert ungefähr zwölf Wochen. Der Patient sollte auf die lange Therapiedauer hingewiesen werden. Denn wenn nicht lange genug behandelt wird, können leicht Rezidive auftreten. Volksmedizinisch gelten Schöllkrautsaft, Thujatinktur, Teebaumöl und Knoblauch als Mittel zur Warzenbehandlung. Klinische Studien, die die Wirksamkeit belegen, gibt es allerdings nicht. Neben der medikamentösen Therapie kommen Vereisen mit flüssigem Stickstoff oder Kohlensäureschnee und das operative Abtragen der Warzen in Betracht. Kleinere, nicht blutige oder entzündete Feigwarzen können mit einer 25%igen alkoholischen Podophyllotoxin-Lösung behandelt werden. Seit einiger Zeit steht auch der Immunmodulator Imiquimod zur lokalen Anwendung bei Feigwarzen zur Verfügung. Die Substanz soll die Zytokin-Synthese anregen und dadurch die körpereigene Virusabwehr stärken. Zur unterstützenden Therapie, vor allem von Genitalwarzen, ist auch eine Lokaltherapie mit Interferon in Betracht zu ziehen. Feigwarzen sollten in jedem Fall behandelt werden, da die auslösenden Viren mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs sowie Penis- und Analkrebs in Verbindung gebracht werden. (AIS)

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