Vitamine und Mineralstoffe

NATUR+PHARMAZIE 4/2016

Schwangere umfassend beraten

Viele Schwangere sind unsicher, ob sie zusätzlich zu ihrer gesunden Ernährung Supplemente einnehmen sollen. Wir haben für Sie die wichtigsten Aspekte zum Thema Vitamine und Mineralstoffe in der Schwangerschaft zusammengestellt. So sind Sie fit für das nächste Beratungsgespräch.

Eine besonders wichtige Rolle für die Gesundheit des Kindes spielt Folsäure: Bei ausreichend hohen Spiegeln kann das Risiko eines Neuralrohrdefekts um bis zu 75% gesenkt werden kann. Zudem sinkt die Häufigkeit von angeborenen Herzfehlern, Fehlbildungen der ableitenden Harnwege sowie von Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten. Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, sollten deswegen täglich mindestens 400 μg Folsäure einnehmen. Die Supplementierung sollte spätestens vier Wochen vor der Schwangerschaft beginnen und bis zum Ende des ersten Trimenons oder länger beibehalten werden. Grund für den frühen Einnahmebeginn: Das Neuralrohr schließt sich bereits in der Frühschwangerschaft, es dauert aber rund sechs Wochen, bis ein ausreichend hoher Folatspiegel erreicht wird. Manche Menschen können genetisch bedingt Folsäure nur in geringer Menge in deren Wirkform umwandeln. Sicherheitshalber sollten Frauen direkt den biologisch aktiven Metaboliten Metafolin supplementieren. Erhöhten Jodbedarf decken In der Schwangerschaft steigt der Jod-Bedarf um etwa 15%, doch die meisten Frauen sind bereits vor der Schwangerschaft nicht optimal versorgt. Deshalb besteht in der Schwangerschaft ein relevantes Defizit, das allein durch Seefisch und Jodsalz nicht zu beheben ist. Eine inadäquate Jodzufuhr kann zu Störungen der Schilddrüsenfunktion bei Mutter und Kind führen. In der Schwangerschaft steigt das Risiko für Fehlgeburten und -bildungen. Zusätzlich können das Wachstum, die Knochenreifung und die Gehirnentwicklung beeinträchtigt werden. Fachgesellschaften empfehlen schwangeren und stillenden Frauen, 100-150 μg Jod pro Tag zu supplementieren. Eisen nur bei Mangel geben Während der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf beträchtlich. Von Eisenmangel und der Eisenmangelanämie sind etwa 48% bzw. 9% der Schwangeren betroffen. Ist der Hämoglobin- Wert zu niedrig, besteht die Gefahr einer Unterversorgung des Kindes mit Sauerstoff. Die Folgen können Entwicklungsverzögerungen, geringeres Geburtsgewicht und Geburtskomplikationen sein. Trotzdem empfehlen die Fachgesellschaften keine generelle Supplementierung mit Eisen. Denn auch ein Zuviel kann schädlich sein. Im Rahmen der Schwangeren-Vorsorge wird der Hämoglobinspiegel regelmäßig bestimmt. Ab einem Wert unter 11,0g/dl verordnen Gynäkologen in der Regel ein Eisen-Präparat. EPA und DHA im Fokus Omega-3-Fettsäuren sind während der Schwangerschaft insbesondere für die Entwicklung von Gehirn und Sehvermögen des Kindes unentbehrlich. Vor allem Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) sind hier von Bedeutung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Schwangeren, durchschnittlich mindestens 200 mg Docosahexaensäure pro Tag aufzunehmen – vorzugsweise aus zwei Portionen fettem Meeresfisch pro Woche. Da nicht alle Schwangeren zweimal in der Woche Fisch essen wollen, können entsprechende Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein. Ernährung für die Vitamin-D-Versorgung unwichtig Vitamin D ist vor allem für die Knochengesundheit, das Immunsystem und die Funktion der Plazenta wichtig. Die Vitamin-D-Versorgung des Menschen erfolgt zum Großteil durch Eigensynthese in der Haut unter UVB-Lichtexposition. Bei häufigem Aufenthalt im Freien kann die gewünschte Vitamin- D-Versorgung erreicht werden, andernfalls kann es leicht zu einer Unterversorgung kommen. Die Ernährung spielt für die Vitamin-D-Zufuhr nur eine untergeordnete Rolle. Zu den Vitamin-D-reichen Lebensmitteln zählen vor allem fetter Seefisch sowie in geringerem Maß auch Eier, Champignons und angereicherte Streichfette. Amerikanische Fachgesellschaften empfehlen Schwangeren eine tägliche Supplementation von 600 IU Vitamin D. Eine entsprechende Empfehlung einer deutschen Fachgesellschaft gibt es nicht. Calcium in Milch und Milchprodukten Calcium ist für die Knochenmineralisierung und eine optimale Wirkung von Vitamin D unentbehrlich. Der DGE zufolge lässt sich der erhöhte Bedarf in der Schwangerschaft über eine abwechslungsreiche Mischkost mit reichlich Milch und Milchprodukten decken. Für eine ausreichende Magnesium-Versorgung in der Schwangerschaft sollten reichlich natürliche Magnesium-Quellen wie Hülsenfrüchte, Vollkornbrot, Käse, Milch und Nüsse verzehrt werden. Supplementiert wird meist nur, wenn Wadenkrämpfe auftreten. Doch sollten Beschwerden im Bein zunächst von einem Arzt abgeklärt werden, da auch eine Thrombose oder eine Venenentzündungen die Ursache sein könnte.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x