NATUR+PHARMAZIE 1/2006

Selbstmedikation bei Schnupfen

80 % der Erkältungen gehen mit Schnupfen einher. Zur Behandlung stehen eine Fülle von lokal anzuwendenden und oralen Präparaten für die Selbstmedikation zur Verfügung.

Die Therapie ist rein symptomatisch. Sie soll die Beschwerden lindern und bakterielle Komplikationen verhindern.

- Anwendung in und an der Nase Für die nasale Applikation stehen Tropfen, Sprays, Salben und Gele zu Verfügung. Die mit Hilfe eines Sprays versprühte Lösung verweilt länger in der Nase und verteilt sich großflächiger als mit einer Pipette eingebrachte Tropfen. Nasentropfen auf öliger Basis und Zubereitungen mit Paraffin sollten bei banalem Schupfen nicht mehr verwendet werden, da die Zilienfunktion eingeschränkt wird und die Gefahr einer Lipidpneumonie besteht.

- Abschwellen durch Vasokonstriktion Die wichtigste Arzneistoffgruppe zur Behandlung von Schnupfen sind alpha-Sympathomimetika. Sie führen zu einer Vasokonstriktion der Schleimhautgefäße und sorgen dadurch für eine verminderte Sekretion, ein Abschwellen der Schleimhäute und eine verbesserte Luftdurchgängigkeit. Diese Effekte verschaffen dem Patienten Linderung und sind sinnvoll, um z. B. Komplikationen in den Nasennebenhöhlen zu verhindern. Lokal werden vor allem alpha-Sympathomimetika vom Imidazolintyp eingesetzt. Die einzelnen Wirkstoffe unterscheiden sich kaum in ihrer Wirksamkeit, wohl aber in der Wirkdauer. Von einem Dauergebrauch alpha-sympathomimetisch wirkender Nasentherapeutika ist abzuraten. Denn mit abklingender Wirkung kann reaktiv eine Hyperämie mit starkem Anschwellen der Nasenschleimhäute eintreten. Dies wiederum veranlasst den Patienten zur erneuten Anwendung des Nasensprays - ein Teufelskreis kommt in Gang, der auf Dauer zu einer irreversiblen Schädigung der Nasenschleimhaut führt. Deswegen sollten die Präparate maximal fünf Tage und nur zwei- bis dreimal täglich angewendet werden. Bei Arzneistoffen mit relativ langer Wirkdauer, wie Tramazolin, Oxymetazolin und Xylometazolin ist die Gefahr, dass es zu einem Rebound-Phänomen kommt, geringer als bei kurz wirksamen Stoffen. Obwohl Imidazolinderivate bei richtiger Dosierung praktisch nicht resorbiert werden, sollte die Verwendung bei Patienten mit Herzerkrankungen, Hyperthyreose und Hypertonie mit Vorsicht erfolgen.

-Ätherische Öle, Salzlösungen und Dexpanthenol Campher, Cineol, Menthol und Eukalyptusöl erleichtern das Durchatmen bei Rhinitis. Viele Patienten empfinden die Wirkung als sehr angenehm, was auch auf eine Aktivierung der Kälterezeptoren zurückgeführt werden kann. Isotonische Kochsalz- und Meersalzlösungen verflüssigen das atembehindernde, zähe Sekret und begünstigen den Sekrettransport. Sie eignen sich zudem für die Entwöhnung vom Dauergebrauch eines vasokonstriktorischen Nasensprays. Dazu ersetzt man das Sympathomimetikum immer häufiger durch eine Salzlösung - erst nur in einem, dann im zweiten Nasenloch. Dexpanthenol wird bei akutem Schnupfen wegen seiner heilenden, befeuchtenden Wirkung und zur Nachbehandlung der strapazierten Nase eingesetzt.

- Wenn Babys Schnupfen haben Auch ein "banaler Schnupfen" kann Säuglinge und Kleinkinder sehr quälen. Für diese Altersgruppe haben sich isotonische Kochsalzlösung und - in entsprechender Verdünnung - Imidazolinderivate wie Xylometazolin als Nasentropfen bzw. Spray bewährt. Mentholhaltige Präparate dürfen bei Säuglingen und Kleinkindern wegen der Gefahr eines reflektorischen Glottiskrampfes oder eines Bronchospasmus nicht angewendet werden.

- Orale Rhinologika Indirekte Sympathomimetika wie Ephedrin und Phenylpropanolamin sowie das alpha-Sympathomimetikum Phenylephrin werden oral zur Behandlung des Schnupfens eingesetzt. Auch wenn sie in der üblichen Dosierung den Blutdruck bei Gesunden nicht beeinflussen, sollten Patienten mit Hypertonie, ischämischen Herzerkrankungen, Diabetes mellitus und Hyperthyreose die Präparate nur unter ärztlicher Kontrolle einnehmen. Orale Sympathomimetika findet man häufig in Kombinationspräparaten, die gleichzeitig gegen verschiedene Symptome des grippalen Infekts wirken sollen. Auch Antihistaminika sind in diesen "Grippekapseln" häufig enthalten. Allerdings lassen sich nur wenige Symptome des grippalen Infektes auf eine Histaminausschüttung zurückführen. Die anticholinerge Wirkkomponente der Antihistaminika, die für eine Senkung der Nasenschleimproduktion sorgen könnte, ist schwach. Der Einsatz von Antihistaminika bei banalem (nicht allergischem) Schnupfen ist daher nicht überzeugend.

- Grenzen der Selbstmedikation Bei Verdacht auf bakteriellen Infekt, gelb-grünlichem Schleim, Ohrenschmerzen oder bei länger als eine Woche persis-tierendem Schnupfen mit Fieber und Schmerzen hinter der Stirn sollte der Arzt konsultiert werden. (AIS)

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