CBN-Tropfen und Cannabidiol-Pflanze

LMU Klinikum München

NATUR+PHARMAZIE 3/2021

So bekämpft Cannabidiol Hirntumore

Seit vielen Jahren sind Studien bekannt, wonach bestimmte Zellen des Gehirns körpereigene Cannabinoide ausschütten - die auch zur Selbstverteidigung gegen Glioblastome dienen. Forscher:innen des LMU Klinikums haben nun eindeutige Beweise für den tumorbekämpfenden Effekt von hochreinem Cannabidiol (CBD) bei grundlagenwissenschaftlichen Modellen für Glioblastome nachweisen können.
Schlaflosigkeit, bessere Stimmung, entzündliche Erkrankungen: Die Substanz Cannabidiol (CBD) ist ein mittlerweile weit verbreitetes Nahrungsergänzungsmittel und Lifestyle- Produkt. Die Wirksamkeit dieser Produkte ist aber nach wissenschaftlichen Standards nicht belegt.
Nun ist es Forscher:innen unter Studienleiter Prof. Dr. Rainer Glaß von der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik am LMU Klinikum München in Großhadern gelungen, die Wirkung von CBD gegen Glioblastome nachzuweisen. Auch der Wirkmechanismus konnte aufgeklärt werden.
 
Neue Therapien gesucht
Das Glioblastom ist der häufigste und zugleich bösartigste Hirntumor an dem allein in Deutschland jährlich etwa 4.000 Menschen erkranken. Etwa die Hälfte der Patient:innen überlebt vom Zeitpunkt der Diagnose gerechnet durchschnittlich nur 16 Monate. Neue Behandlungsformen sind dringend nötig. Mit diesem Wissen und motiviert von den vorangegangenen Studien, haben die Forscher:innen nun den Effekt von CBD gegen Tumorzellen aus Mäusen und Menschen getestet. Die Zellen wiesen etliche Mutationen auf, die für Glioblastome typisch sind.
Das Resultat: Binnen 2 bis 3 Tagen nach Gabe des Cannabidiols sterben diese Glioblastomzellen ab.
„CBD induziert den Zelltod bestimmter Glioblastome, es gibt aber auch Tumore, die nicht therapeutisch auf CBD ansprechen“, sagt Glaß. Außerdem haben die Forscher:innen ermittelt, „dass CBD einen Signalweg blockiert, der ansonsten Entzündungsreaktionen kontrolliert.“ Die Tumorzellen nutzen diesen Signalweg, um immer weiter zu wachsen.
 
Wann wirkt CBD?
Glaß‘ Team hat zudem einen „Marker“ gefunden, der anzeigt, welche Glioblastome höchstwahrscheinlich auf CBD ansprechen werden und welche nicht.
Gerade die letztgenannte Erkenntnis ist die beste Voraussetzung für eine Studie mit Patient:innen. Die Prämissen für eine klinische Erprobung sind ohnehin gut. Denn zum einen ist Epidiolex von den Zulassungsbehörden hinsichtlich seiner Arzneimittelsicherheit bereits abgesegnet. Zum zweiten dringt die Substanz gut ins Gehirn ein, was nur wenige Wirkstoffe überhaupt schaffen. Und zum dritten ist die Substanz in der Regel so gut verträglich, „dass man sie sogar kleinen Kindern verabreichen kann,“ bestätigt Glaß. Wenn die Wissenschaft so weit sei, gute Daten und pharmakologisch einwandfreie Wirkstoffe vorzulegen, sieht Glaß in Cannabidiol einen geeigneten Kandidaten im Kampf gegen den Krebs. Er betont aber auch das Potenzial des Stoffes zur Therapie anderer Erkrankungen, die auf Entzündungsreaktionen beruhen, wie rheumatoide Arthritis oder atopischer Dermatitis.
Quelle: Volmar MNM et al.: Cannabidiol converts NFκB into a tumor suppressor in glioblastoma with defined antioxidative properties. Neuro Oncol. 2021 Apr 17: noab095. doi: 10.1093/neuonc/noab095
ICD-Codes: C71.9
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