Die Milz fungiert u. a. als phagozytischer Filter, der alternde und beschädigte Zellen aus dem Plasma entfernt (culling), ebenso solide Partikel aus dem Zytoplasma von Erythrozyten (pitting) und Organismen aus dem Blutstrom; zudem produziert sie Antikörper. Bakterien, die gemarkert (opsoniert) werden müssen, weil Makrophagen sie nicht gleich erkennen, entsorgen Leber und Milz. Schlecht opsonierte Keime wie verkapselte Bakterien, besonders S. pneumoniae, eliminiert nur die Milz.
Die Milz möglichst erhalten
Bringt ein Trauma die Milz in Gefahr, versucht man heute, sie zu erhalten, nur teilweise zu entfernen oder Gewebe in Taschen des Omentums (Netz) zu transplantieren (geschieht dies bei Ruptur spontan, heißt es Splenose).
Milzanomalien können den Verlauf vieler Leiden (siehe Kasten) komplizierter machen. So besteht z. B. bei homozygoter Sichelzellanämie, bei der die Milz immer stark betroffen ist, hohe Sepsisgefahr.
Zu funktionellem Hyposplenismus dürfte es bei 15 bis 40% aller allogenen Knochenmarktransplantationen kommen, ganz besonders bei chronischer Graft-versus-Host-Reaktion. Es drohen invasive Infektionen.
Zöliakie ist die häufigste mit Hyposplenismus assoziierte Erkrankung (33 bis 76%). Der Hyposplenismus korreliert mit der Dauer der Gluten-Exposition. Die Milzfunktion kann sich unter Diät erholen.
Bei HIV-positiven Personen fand sich ein funktioneller Hyposplenismus in 36%. In einer Studie beeinflusste eine antiretrovirale Therapie den Pool von IgM-Memory-B-Zellen günstig, in einer anderen nicht.
Hohes Sepsisrisiko
OPSI steht für over-whelming post-splenectomy infections – fulminante Sepsis, Meningitis oder Pneumonie, ausgelöst hauptsächlich durch S. pneumoniae, N. meningitidis und H. influenzae Typ b bei Patienten nach Milzentfernung oder mit Hyposplenismus. Das Risiko dieser Infektionen ist nach Splenektomie gegenüber der Gesamtbevölkerung über 50-fach erhöht. Beim Notfall OPSI können nur prompte Diagnose und Therapie die Mortalität von 50 bis 70%, meist in den ersten 24 h reduzieren. Nach kurzem Prodrom mit Fieber, Zittern, Myalgie, Erbrechen, Diarrhö und Kopfschmerzen entwickelt sich in wenigen Stunden ein septischer Schock.
Enge Kooperation von Arzt und Patient unverzichtbar
Patienten und enge Bezugspersonen sollen angeleitet werden, ihre Ärzte bei jeder akuten fiebrigen Erkrankung sofort zu informieren, ganz besonders, wenn sie mit Schüttelfrost und Allgemeinsymptomen einhergeht.
Auch vor Reisen in tropische Länder muss wegen des hohen Risikos von Parasiten-Infektionen eine intensive ärztliche Beratung erfolgen.
Zu den weiteren Maßnahmen zählen sofortige Behandlung bei Bissen von Hunden oder anderen Tieren. Kein Konsens besteht über die Antibiotikaprophylaxe bei Zahnbehandlungen. Die Compliance bei der Prä-v-ention sinkt mit der Zeit, doch das OPSI- Risiko besteht auf lange Sicht.
Bei der dauerhaften Antibiotikaprophylaxe bei Kindern und Erwachsenen verweisen die Autoren auf verschiedene Leitlinien. In puncto Impfungen (bei elektiver Splenektomie zum Teil vorher) gegen die drei wichtigsten verkapselten Bakterien diskutieren die Autoren ausführlich unterschiedliche Impfstoffe sowie Strategien für Auffrischungen. SN