Basistherapie der Osteoporose

NATUR+PHARMAZIE 9/2004

Wann muss die Krankenkasse zahlen?

Seit dem 1. April 2004 steht Kalzium/ Vitamin-D3 auf der Ausnahmeliste und ist als Basistherapie der Osteoporose zu Lasten der GKV verschreibbar. Offene Fragen, die sich aus der neuen Regelung ergeben, wurden auf dem 4. Osteoporose-Experten-Roundtable diskutiert.

Die neue Regelung lässt eine Verordnung von Kalziumverbindungen mit mindestens 300 mg Kalzium-Ionen pro Dosiereinheit in freier oder fixer Kombination mit Vitamin-D bei manifester Osteoporose zu. Dabei wurde der Begriff "manifest" nicht näher definiert. Für Dr. Siegfried Götte, 1. Vorsitzender des BVO, gilt hier ganz klar die Definition der evidenzbasierten Leitlinien des DVO, wonach eine manifeste Osteoporose vorliegt, wenn eine um 2,5 Standardabweichungen verminderte Knochendichte gemessen wird und zusätzlich Osteoporose-Risikofaktoren bestehen. Danach fielen rund 5 Millionen Patienten in Deutschland unter die Ausnahmeregelung. Peter Schmidt von der SPD-Fraktion im Bundestag hält die Frage für klärungsbedürftig. Es sei zumindest nicht ausgeschlossen, dass der Gemeinsame Bundesausschuss eine manifeste Osteoporose nur dann als gegeben ansehe, wenn es bereits zu Wirbelkörperfrakturen gekommen ist. Nach dieser Definition käme ein geringerer Anteil der Osteoporosepatienten in den Genuss einer Erstattung. Rechtsanwalt Dr. Thilo Räpple meint, dass letztlich die Gerichte entscheiden müssen, welcher Standpunkt zutrifft. Unabhängig davon weist Prof. Dr. Franz Jakob vom DVO darauf hin, dass bei vielen älteren Menschen ein Vitamin-D-Mangel vorliegt. Er gibt zu bedenken, dass durch eine Prophylaxe mit Kalzium/Vitamin-D3 bis zu 50% aller osteoporosebedingten Frakturen bei älteren Menschen mit latentem Mangel an Kalzium und Vitamin-D3 zu verhindern wären. Bei Risikopatienten empfiehlt er daher eine Verordnung auf Privatrezept oder grünem Rezept. Diese Vorgehensweise unterstützt auch Hildegard Kaltenstadler vom Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose. Ihrer Erfahrung nach erhöht das Rezept die Compliance und sorgt so für bessere Behandlungserfolge. (FT)

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