Chronischer Husten bei Kindern

Praxis-Depesche 6/2016

Wann zuwarten, wann therapieren?

Chronischer Husten bei Kindern kann die Lebensqualität stark einschränken und kann ein Zeichen einer relevanten Primärerkrankung sein. Für das praktische Management dieser Patienten gilt es zu unterscheiden, ob das Kind weiter beobachtet werden kann, oder ob man diagnostisch in die Tiefe gehen muss. Es gibt klare Anzeichen, wann welche Strategie sinnvoll ist, wie nun an über 300 Kindern in Australien gezeigt wurde.

Die untersuchten Kinder wiesen seit drei bis vier Monaten chronischen Husten auf und stellten sich erstmals in der Klinik vor. Man berechnete für die typischen Zeichen und Symptome jeweils die Wahrscheinlichkeit, ob es sich um einen nicht-spezifischen Husten handelte (und man also zuwarten konnte) oder ob es eine spezifische Ursache gab, die einer weiteren Diagnostik und Behandlung bedurfte.
Die häufigsten spezifischen Hustenursachen waren protrahierte bakterielle Bronchitis, Asthma und Bronchiektasien. Die initiale Wahrscheinlichkeit (vor jeglicher Untersuchung), dass ein spezifischer Husten vorlag, lag bei 88%. Das sensitivste Zeichen (= „feuchter Husten“, produktiver Husten mit Auswurf) hatte ein positives Wahrscheinlichkeitsverhältnis (LR) von 26,2. Kinder, bei denen der Husten ohne weitere Diagnostik und Therapie wieder verschwand, waren häufig älter, hatten trockenen Husten und einen unauffälligen Röntgen-Thorax.

Signifikante Zeichen für einen behandlungsbedürftigen spezifischen Husten waren:

  • feuchter Husten
  • pfeifende Atemgeräusche oder reversible Atemwegsobstruktion
  • auffälliger Befund im Röntgen-Thorax
Keine sicheren Zeichen stellten hingegen dar: Belastungsdyspnoe, sonstige auskultatorische Auffälligkeiten, Wachstumsverzögerung, Trommelschlegelfinger, Krepitationen, Dauer >4 Wochen, Brustschmerzen oder spirometrische Auffälligkeiten. Fehlten alle diese Zeichen, war die Wahrscheinlichkeit stark negativ (Ausschluss einer spezifischen Erkrankung; LR=0).
Besonders häufig bei einer bakteriellen Bronchitis waren feuchter Husten und pathologische Röntgenbefunde, bei Asthma Pfeifen, Obstruktion und Röntgenbefunde und bei Bronchiektasien feuchter Husten, Probleme bei der Ernährung/Fütterung, Bronchitis- und Pneumonie-Rezidive und Röntgenbefunde.
Beachtet man alle genannten Anzeichen, so liegt deren Spezifität für die drei häufigsten Erkrankungen bei über 98%. Nur wenn keines der Zeichen vorliegt, kann man nahezu sicher vom Vorliegen eines unspezifischen, nicht weiter behandlungsbedürftigen chronischen Hustens ausgehen. Ein chronischer trockener Husten bedarf dann nur eines „watchful waitings“. Liegt mindestens eines der genannten Zeichen vor, sollte man weiter diagnostizieren und therapieren. CB
Quelle:

Chang AB et al.: Children with chronic cough. Chest 2015; 147(3): 745-53

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