Deutschlandweite Umfrage zur Klimakrise

NATUR+PHARMAZIE 3/2021

Wie groß ist die Bereitschaft zum Verzicht?

Hitzewellen, längere Pollenallergiesaison, neue Krankheitsüberträger – der Klimawandel ist auch in den Apotheken als Thema angekommen. Pharmafirmen, vor allem mit einer Produktpalette aus der Naturheilkunde, werben mit Nachhaltigkeit. Aber inwieweit sind die deutschen Bürger:innen bereit, zugunsten des Klimas ihren Lebensstil und ihr Konsumverhalten umzustellen? Urlaub, Auto, Fleisch: Eine bundesweite Umfrage unter mehr als 14.000 Menschen zeigt, dass die Mehrheit es hierbei nicht ist …
Studierende der FOM Hochschule haben unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Oliver Gansser vom ifes Institut für Empirie & Statistik mehr als 14.000 Bundesbürgerinnen und -bürger zu ihrer ökologischen Einstellung befragt. Die Umfrage zeigt: Die überwiegende Mehrheit ist sich sicher, dass wir aktuell auf eine ökologische Katastrophe zusteuern. Umso überraschender ist es, dass ein Großteil der Befragten das eigene Verhalten in Bezug auf Ernährung, Mobilität und Reisen nicht ändern will. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
 
Tierprodukte: Keine Lust auf Verzicht
Dass die industrielle Tierhaltung zum Klimawandel beiträgt, ist weithin bekannt. Dennoch werden Würstchen, Schnitzel und Co. auch in Zukunft auf den meisten deutschen Tellern landen: Gerade einmal 35 % der Befragten werden versuchen, der Umwelt zuliebe vermehrt auf Fleisch zu verzichten, selbiges gilt für Fisch (34 %). Noch weniger (26 %) haben vor, sich beim Konsum von Tiererzeugnissen wie Käse, Milch und Eiern einzuschränken.
 
Auto und Flieger statt Bus und Bahn
Auch beim Thema Mobilität zeigt sich in der deutschen Bevölkerung nur bedingt die Bereitschaft, auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen: Zwar möchten 56 % versuchen, verstärkt mit dem Rad zu fahren oder zu Fuß zu gehen, doch gerade einmal 39 % – und damit deutlich weniger als die Hälfte der Befragten – planen fest, das Auto in Zukunft öfter stehen zu lassen. Zudem gaben 62 % an, nicht oder nur teilweise auf Urlaubsflüge zugunsten eines Urlaubs in der Region verzichten zu wollen – bei der jungen Generation Z (12–24 Jahre) sind dies sogar fast 80 %.
 
Mehrheit glaubt an ökologische Katastrophe
Dabei sind sich die Bundesbürger:innen der ökologischen Krise und ihrer möglichen Konsequenzen durchaus bewusst: 3 von 4 Befragten (74 %) sind davon überzeugt, dass die Menschheit schon bald eine große ökologische Katastrophe erlebt – sollten die Dinge weiterlaufen wie bisher. 37 % sind ganz besonders pessimistisch: Sie glauben nicht daran, dass der menschliche Einfallsreichtum die Bewohnbarkeit der Erde sicherstellen wird. Demgegenüber hält jeder Fünfte (21 %) die ökologische Krise für stark übertrieben.
 
Gute Vorsätze beim Energieverbrauch und Kaufverhalten
Immerhin: In einigen Bereichen sind die Menschen in Deutschland bereit, ihr Verhalten zum Wohle der Natur zu ändern – beispielsweise, wenn es um den Energieverbrauch geht: So hat sich die Mehrheit für die Zukunft fest vorgenommen, sparsamer mit Beleuchtung (69 %) und Wasser (67 %) umzugehen sowie niedrigere Temperaturen beim Heizen einzustellen (57 %). Ein Großteil überdenkt auch das eigene Kaufverhalten: Knapp 8 von 10 Befragten (79 %) planen, vermehrt auf qualitativ hochwertige Produkte mit längerer Haltbarkeit zu setzen. 67 % möchten außerdem öfter versuchen, beschädigte Dinge zu reparieren. Etwas mehr als die Hälfte (57 %) der Bürger:innen hat den Vorsatz gefasst, grundsätzlich weniger zu kaufen.
Kommentar
In der Natur-Pharma-Branche ist das Thema Nachhaltigkeit schon lange Thema. Aber wie wird sich der Lebensstil der Menschen angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel tatsächlich verändern? Umfrageergebnisse stimmen pessimistisch.
Quelle: FOM Hochschule, Silke Fortmann: Wie die Klimakrise unser Verhalten ändert. FOM Sommerumfrage 2021 in Deutschland – Ergebnisse. Prof. Dr. Oliver Gansser & Prof. Dr. Christina Reich, 23. August 2021 www.fom.de/forschung/institute/ifes/forschungsprojekte

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