Viele der Medikamente, die zur Behandlung bei COVID-19 in Frage kommen, sind in der Schwangerschaft wegen des Risikos für eine fetale Schädigung womöglich kontraindiziert. Die Sicherheitsprofile möglicher COVID-19-Therapeutika in der Schwangerschaft wurden nun in einer Kohortenstudie untersucht.
Schwangere Frauen werden bislang aus klinischen Studien ausgeschlossen, in denen die Wirksamkeit und Sicherheit potenzieller COVID-19-Medikamente untersucht wird. Allerdings handelt es sich in den meisten Fällen um Therapeutika, die in anderen Indikationen bereits gut etabliert sind und dementsprechend Daten zu negativen Folgen für den Nachwuchs bei Einsatz in der Schwangerschaft vorliegen. Für die momentan vielversprechendsten COVID-19-Therapeutika hat ein Team um Prof. Anick Bérard, Inhaberin des Lehrstuhls für Pharmazie an der Universität Montreal, nun Daten der Quebec Pregnancy Cohort analysiert. Diese enthält Informationen zu allen Schwangerschaften, die von der Arzneimittelversicherung der kanadischen Provinz Quebec zwischen 1998 und 2015 abgedeckt wurden. Ausgewertet wurden insgesamt 231.075 Schwangerschaften.
Antivirale Wirkstoffe und Antithrombotika
Unter Berücksichtigung potenzieller Störfaktoren, einschließlich der Behandlungsindikation, waren Antithrombotika, hauptsächlich Heparine, sowie die Einnahme der HIV-Medikamente Indinavir, Lopinavir/Ritonavir, Raltegravir und Saquinavir während der Schwangerschaft mit einem signifikant höheren Risiko für Frühgeburtlichkeit, einem niedrigen Geburtsgewicht oder einer Mangelgeburt („Small for Gestational Age“) verbunden. Dass die HIV-Therapie mit Indinavir, Lopinavir/Ritonavir, Raltegravir oder Saquinavir ein Gesundheitsrisiko für den Nachwuchs darstellt, war bereits in früheren Untersuchungen beobachtet worden. Gleiches scheint für Chloroquin und Hydroxychloroquin zu gelten, deren Anwendung möglicherweise auch das Risiko für kongenitale Fehlbildungen steigert.
Widersprüchlicher sind dagegen die Daten zu Heparinen in der Schwangerschaft, die eigentlich schon lange bei Frauen mit hohem Thromboembolierisiko eingesetzt werden – im Gegensatz zur vorliegenden Untersuchung aus Kanada bislang jedoch ohne Hinweise auf ein gesundheitliches Risiko für den Feten. So fand etwa eine israelische Kohortenstudie von 2017 keinen Zusammenhang von Enoxaparin und dem vermehrten Auftreten fetaler Komplikationen. Allerdings waren in dieser Studie wichtige Störfaktoren wie Gestationsdiabetes oder der Alkohol- und Tabakgebrauch nicht berücksichtigt worden. Andere Studien fanden ebenfalls kein Risiko in der Schwangerschaft, schlossen aber oft nur eine geringe Zahl von Probandinnen ein.
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