Leichte bis mittelschwere Depression
NATUR+PHARMAZIE 4/2021
Wie wirksam ist Hypnose bei Depressionen?
Zur Wirksamkeit einer Hypnosetherapie (HT) liegen vor allem anekdotische Berichte vor. Jetzt wurde das Verfahren in einer randomisierten, kontrollierten Rater-verblindeten Studie bei Patient:innen mit leichter bis mittelschwerer Depression mit einer kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) als Goldstandard-Psychotherapie verglichen.
Ziel dieser monozentrischen Studie war der Nachweis einer „Non- Inferiority“ der manualbasierten HT. Von 152 Patient:innen wurden 78 zu einer CBT und 75 zu einer HT randomisiert (ambulant jeweils 16 bis 20 Sitzungen über 6 Monate). Die Abbruchraten betrugen 10,7 % bzw. 14,1 %. Der Unterschied in der durchschnittlichen prozentualen Symptomreduktion nach der Montgomery- Asberg-Rating Scale for Depression (MADRS) in der CBT- und HT-Gruppe war der primäre Endpunkt. Er betrug in der Intention- to-Treat (ITT)-Population (n = 152) 35,8 % vs. 39,8 % und in der Per-Protokol-Population (PPP) (n = 134) 36,3 % vs. 39,1 % zugunsten der HT. Bei der vorab definierten Non-Inferiority-Grenze von 16,4 Punkten bestätigen die Unterschiede von nur 2,8 MADRSPunkten (95 %-KI: -9,85 bis 15,44) bzw. 4,0 MADRS-Punkten (95 %-KI: -9,27 bis 17,27) eindeutig die Nicht-Unterlegenheit der HT. Dieses belegen auch die Follow-up-Befunde der Patient:innen 6 und 12 Monate später (Δ -0,84 bzw. 4,01 MADRS-Punkte vs. CBT).
Zur Hypnose bei Patient:innen mit einer Major Depression fehlen gut konzipierte RCT.
Dies ist die erste Studie, die unter Anlegung strenger methodischer Standards die Nicht-Unterlegenheit gegenüber einer CBT belegt. Eine kleine Einschränkung ist das Fehlen eines Kontrollarms ohne eine Behandlung.
Quelle: Fuhr K et al.: Efficacy of hypnotherapy compared to cognitive behavioral therapy for mild to moderate depression - Results of a randomized controlled rater-blind .... J Affect Disord 2021; 286: 166–173