Die weltweite Kunststoffproduktion erreichte im Jahr 2019 einen Umfang von 368 Millionen Tonnen. Plastikbecher, CDHüllen und andere Verpackungen, Dämmstoffe und Bauschaum: Polystyrol ist eines der 4 häufigsten Plastikmaterialien. Kunststoffpartikel unter 5 mm Größe, also Mikroplastik, hat man an Küsten und in Ozeanen entdeckt, aber auch in Meerestieren wie Muscheln und Fisch. Selbst in menschlichen Ausscheidungen wurde schon Mikroplastik nachgewiesen. Trotzdem weiß man kaum etwas über die Effekte auf die menschliche Gesundheit. Zur Klärung dieser Frage führte das Team zunächst Experimente an Zellkulturen durch, deren Kulturmedium mit Polystyrolpartikeln versetzt wurde. Wenn das geschieht, bilden Zellen aus der Gefäßwand vermehrt Rezeptoren zur Bindung von Immunzellen aus – die Folge: Immunzellen, die normalerweise einzeln im Blut schwimmen, setzen sich in großer Zahl an der Gefäßwand fest. Die Immunzellen ihrerseits reagieren auf die Verabreichung von Mikroplastik, indem sie Entzündungsproteine freisetzen. Und: Injiziert man Kunststoffpartikel in den Blutkreislauf von Mäusen, so reichert sich das Material in der Leber der Tiere an, die sich daraufhin akut entzündet. Auch nach längerer Zeit finden sich im Blut einzelne Plastikpartikel und sogar Plastik-Anhäufungen, die von spezialisierten Immunzelllen aufgenommen wurden. Die Gefäßwand der Aorta weist außerdem erhöhte Entzündungswerte auf.
Wirkung von Mikroplastik auf Immunzellen und Blutgefäße: Entzündlich!
Eine allgemeine Risikobewertung zu Mikroplastik fordert eine fachübergreifende Forschungsgruppe aus Marburg. Die Fachleute aus Gefäßmedizin, Zellbiologie und Chemie untersuchten erstmals, welche Wirkung Mikroplastik ausübt, wenn es in den Blutkreislauf gelangt. Das Team sieht Mikroplastik aufgrund der Ergebnisse als einen neuartigen Risikofaktor für Gefäßerkrankungen.
Quelle: Vlacil AK et al.: Polystyrene microplastic particles induce endothelial activation, DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0260181 /idw-online
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