NATUR+PHARMAZIE 5/2000

Beruhigungsmittel helfen nur kurzfristig

Schlafstörungen sind bei zehn bis zwanzig Prozent der Kleinkinder an der Tages- bzw. Nachtordnung. Ihre Behandlung war schon Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Eine neue Studie fasst sie zusammen.

Zwanzig Prozent aller Kinder zwischen ein und drei Jahren und zehn Prozent der Kinder mit vier bis fünf Jahren können abends schlecht einschlafen oder wachen während der Nacht auf. Die Schlafschwierigkeiten halten meist länger an und gehen mit Verhaltensauffälligkeiten einher. Sie belasten auch die Familie stark. Am häufigsten werden zur Behandlung kindlicher Schlafstörungen Beruhigungsmittel eingesetzt. Daneben gibt es eine breite Palette von nicht-medikamentösen, meist psychologischen Maßnahmen wie gezielte Verhaltenstherapie, Unterstützung in problemorientierten Elterngruppen und Empfehlungen durch Selbsthilfebroschüren. Um die verfügbaren Therapiemethoden sicherer beurteilen zu können, wurden die in den letzten fünf Jahren durchgeführten wissenschaftlichen Studien zur Thematik der kindlichen Schlaflosigkeit vergleichend ausgewertet. Die Auswertung von neun Studien zeigte, dass Arzneimittel kurzzeitig bei manchen Kindern gut wirksam sind. Sie wirken jedoch nur symptomatisch und nicht kausal. Sie sollten daher nur als Hilfe für den Augenblick oder als Zwischenlösung eingesetzt werden, bis andere Therapien aufgenommen werden können. Spezifische Verhaltensbeeinflussungen scheinen den Arzneimitteln überlegen zu sein, weil sich damit nicht nur ein Kurzzeiteffekt sondern auch langfristig Wirkung erzielen lässt. Dies sind: A eine langsame Gewöhnung des Kindes an eine frühere Schlafenszeit bei Einschlafproblemen, A nach der Uhr geplantes Aufwecken bei Durchschlafstörungen, A ein kontrolliertes, bewusstes elterliches Ignorieren der kindlichen Schlafprobleme. Die psychologischen Behandlungsmethoden unterscheiden sich langfristig gesehen in der Wirksamkeit nicht. Daher sollte die Entscheidung für eine bestimmte Methode nach den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Familien individuell getroffen werden. (LM)

Quelle: Ramchandani, P: A systematic review of treatments for settling problems and night waking in young children, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 320 (2000), Seiten: 209-213

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