Die vielen „Pros“ von Propolis

NATUR+PHARMAZIE 1/2020

Bienenharz hilft Stoffwechsel auf die Sprünge

Inzwischen gibt es überzeugende Daten, dass sich mit Propolis, einem Bienenerzeugnis, positive Effekte bei Stoffwechselstörungen erzielen lassen. Dabei ist Propolis aber nicht gleich Propolis. Die auch als Bienenharz bekannte Substanz ist eine Mischung aus dem Speichel von Honigbienen, Samen- und Blattextrakten sowie Blütenauszügen. Mehr als 500 verschiedene Stoffe konnte man bislang aus dem Naturprodukt isolieren.
Dabei gibt es zunehmende Evidenz, dass Propolis auch therapeutischen Nutzen hat, etwa bei Infektionskrankheiten oder Krebs. Die gesundheitsfördernde Wirkung des Bienenprodukts führen Wissenschaftler vor allem auf den hohen Anteil an Flavonoiden und Zimtsäure-derivaten zurück.
Besonders lohnenswert scheint die Supplementation mit Propolis-Extrakt bei metabolischen Erkrankungen, allen voran Diabetes. Das lassen zumindest die zahlreich vorhandenen Studien im Tiermodell und in der Zellkultur vermuten. So wirkte sich die Gabe von brasilianischer oder kroatischer Propolis günstig auf das Körpergewicht von Nagetieren aus, die über längere Zeit eine extrem fettreiche Ernährung erhalten hatten. Besonders den Abbau von Viszeralfett schien das Bienenharz zu fördern. Möglicher Grund für die Reduktion von Körpermasse könnte die durch Propolis gesteigerte Leptin-Expression sein.
Auch in die Regulation anderer Fettgewebshormone griff Propolis ein: Beispielsweise erhöhte es die Expression des Hormons Adiponektin, das die Sensibilität gegenüber Insulin steigert und somit einer Insulinresistenz entgegenwirkt. Mehrere Studien belegten außerdem eine positive Wirkung auf das Lipidprofil fettreich ernährter Mäuse und Ratten, die Stärke des Effekts schwankte jedoch.
Darüber hinaus zeigten Experimente an diabetischen Nagetieren, dass die orale Zufuhr von chinesischer, nigerianischer oder brasilianischer Propolis den Nüchternblutzucker sowie den HbA1c-Spiegel innerhalb weniger Wochen senkte. Berichten zufolge könnte sich Propolis aber nicht nur zur Sekundär-, sondern auch zur Primärprävention des Diabetes eignen.
Klinische Studien zur Wirksamkeit von Propolis bei Typ-2-Diabetes sind zwar nur spärlich vorhanden, die bisherigen Daten stützen jedoch größtenteils die in Tierversuchen gewonnenen Erkenntnisse. So verbesserte die 90-tägige Supplementation mit iranischer Propolis (1 g pro Tag) den HbA1c- und Insulinspiegel, die Homeostatic- Model-Assessment-Insulinresistenz (HOMA-IR), sowie den postprandialen Blutzuckerwert. Trotz kleinerer Abweichungen bestätigten die Autoren weiterer Studien die antidiabetische Wirkung iranischer Propolis, die sie unter anderem deren antioxidativer Aktivität zuschrieben. Ebenfalls gute Ergebnisse hinsichtlich des HbA1c- und des Nüchternglucose-Wertes erzielte ein kommerziell erhältliches Propolis-Produkt, das mit 400 mg/Tag vergleichsweise hoch dosiert war. Weniger effektiv schien dagegen eine Supplementation mit Propolis aus Brasilien oder China zu sein. Aufgrund der komplexen Zusammensetzung von Propolis, die in Abhängigkeit vom Herkunftsland variiert, sind einheitliche Aussagen zur Wirksamkeit nicht möglich. Für die medizinische Anwendung wären zwar chemisch definierte Propolis-Extrakte vorzuziehen, es gibt jedoch Anhaltspunkte dafür, dass der Rohextrakt biologisch wirksamer ist. Zukünftige Studien sollten deshalb kombinatorische Effekte einzelner Propolis-Bestandteile genauer unter die Lupe nehmen.
Kommentar
Die Zusammensetzung von Propolis variiert abhängig vom Herkunftsland. Einheitliche Wirksamkeitsaussagen sind also nicht möglich.
Quelle: Kitamura H: Effects of propolis extract and propolis-derived compounds on obesity and diabetes ... Molecules 2019; 24, 4394; doi:10.3390/molecules 24234394

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