Hyperurikämie und Gicht

NATUR+PHARMAZIE 4/2020

Bieter Phytomedizin neue Perspektiven?

Die Gicht tritt in Industrieländern immer häufiger auf. Konventionelle Therapien sind nur bedingt erfolgreich und rufen insbesondere bei langfristiger Anwendung oft Nebenwirkungen hervor. In der Zeitschrift Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine ist eine Sonderausgabe zum Thema der alternativen Therapiestrategien erschienen.
Die Artikel der Ausgabe befassen sich mit In-vitro-, In-vivo- und klinischen Studien am Tiermodell, die sich nicht nur mit den Möglichkeiten der Phytomedizin befassen, den Harnsäurespiegel zu kontrollieren, sondern auch mit möglichen Behandlungen zur Verringerung der entzündlichen Arthritis.
 
Substanzen auf dem Prüfstand
Abu Bakar et al. berichten über die Optimierung der Bedingungen zur Extraktion phytochemischer Verbindungen aus Euphorbia hirta L. (Ara Tanah) mit dem Ziel, den Effekt gegen Gicht von Extrakten aus der gesamten Pflanze ohne Wurzeln zu verbessern. Die Autoren ermittelten die besten Extraktionsbedingungen für den Gesamtflavonoidgehalt, den Gesamtphenolgehalt und die Invitro- Xanthinoxidase-Hemmaktivität sowie die optimierten Konzentrationen dieser Verbindungen und ihre Bioaktivität. Darüber hinaus wurden die wichtigsten phytochemischen Verbindungen im optimierten E. hirta-Extrakt bestimmt, um auch für die weitere Entwicklung von Gichtmedikamenten nützlich zu sein.
Die Phytochemie, die antioxidative Aktivität, die antiproliferative Wirkung und die Toxizität eines methanolischen Extrakts der Wurzeln zweier marokkanischer Aristolochia-Arten (Aristolochia baetica und Aristolochia paucinervis) wurden von Bourhia et al. untersucht. Diese Pflanzen wurden bisher hauptsächlich in der Volksmedizin zur Behandlung verschiedener Krankheiten verwendet, einschließlich rheumatologischer, besonders solcher, die durch Hyperurikämie verursacht werden. Die Autoren fanden heraus, dass die beiden untersuchten Pflanzen unterschiedliche Klassen von Sekundären Pflanzenstoffen enthalten, einschließlich Polyphenole und Flavonoide. Zusätzlich wurden Radikalfängereffekte sowie Zytotoxizität in Krebszelllinien beobachtet. In einer In-vivo-Studie wurden bei mit 2000 mg/kg der beiden untersuchten Extrakte bei oral behandelten Mäusen keine Anzeichen von Toxizität oder Mortalität beobachtet.
Tseuguem et al. zeigten, dass Blattextrakte von Paullinia pinnata (Sapindaceae), einer Pflanze zur Behandlung verschiedener Krankheiten, einschließlich Arthritis, eine durch Mononatriumurat induzierte Gichtarthritis bei Ratten verbessern können. Darüber hinaus zeigten sie in In-vivo-Studien die analgetische, entzündungshemmende und antioxidative Wirkung dieser Extrakte. Die vorteilhaften Wirkungen eines makroporösen Harzextrakts aus Dendrobium candidum-Blättern bei Ratten mit Hyperurikämie, die durch eine Hochpurin-Diät induziert wurde, wurden von Lou et al. dargestellt. Nach neun Wochen Verabreichung verbesserten sich bei Ratten der Serumharnsäurespiegel und die Entzündung signifikant.
Tu-Teng-Cao ist ein Medikament, das in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet wird und in der klinischen Behandlung von Arthritis weit verbreitet ist. Yao et al. haben nachgewiesen, dass ein Tu-Teng-Cao-Extrakt die durch Mononatriumurat induzierte akute Gichtarthritis bei Ratten durch Hemmung von Harnsäure und Entzündung lindert.
Huzhentongfeng ist ein Extrakt aus vier chinesischen Heilkräutern zur Behandlung von Gicht. Die unterdrückende Wirkung dieses Extrakts auf die durch Gicht bedingte Arthritis wurde von Wu et al. mittels In vivo- und In vitro-Experimenten gezeigt.
Qu-Zhuo-Tong-Bi ist ein TCM-Rezept zur klinischen Behandlung von akuter Gichtarthritis ohne schwerwiegende Nebenwirkungen. Lv et al. beobachteten u.a., dass Qu-Zhuo-Tong-Bi-Extrakte bei Ratten die Schwellung des Sprunggelenks und die Synovialitis bei durch Mononatriumurat hervorgerufene Gichtarthritis unterdrücken, den akuten Anfall lindern und ein Rezidiv verhindern können.
Die Wirksamkeit von Kirschen wurde von Chen et al. in einem systematischen Review überprüft. Sechs klinische Studien wurden identifiziert, in denen über eine Abnahme der Inzidenz und des Schweregrads von Gicht nach Einnahme von Kirschen oder kirschhaltigen Produkten berichtet wurde.
Quelle: Silvestre SM et al.: Editorial. Natural products as a source for new leads in gout treatment. 2020. Evid Based Complement Alternat Med. doi:10.1155/2020/8274975
ICD-Codes: M10.9

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