Mittlerweile geht man davon aus, dass die Wirkung von Probiotika weniger daher rührt, dass sie die Zusammensetzung der wirtseigenen Mikrobiota modulieren. Vielmehr scheinen sie ihre positiven Effekte über den Transfer von Genen und Metaboliten zu entfalten, welche die natürliche Flora unterstützen sowie Epithel- und Immunzellen günstig beeinflussen.
Studienergebnisse für dermatologische Erkrankungen sind vielversprechend. So ließen sich durch die lokale Applikation verschiedener Lactobacillus-Stämme gute Behandlungserfolge bei Akne-Patienten erzielen. Die topische Anwendung von L. paracasei trägt dazu bei, die Konzentration der proinflammatorischen Substanz P zu reduzieren. Die Applikation von Streptococcus salivarius K12 kann helfen, den entzündungsfördernden NF-κB-Signalweg in Keratinozyten zu hemmen. Ein Extrakt aus Vitreoscilla filiformis bewirkte bei atopischer Dermatitis eine verstärkte Produktion des anti-inflammatorischen Zytokins Interleukin(IL)-10. Oral verabreichte Probiotika, beispielsweise L. reuteri, könnten positive Effekte bei Akne haben, indem sie die perifollikuläre Enzündung reduzieren.
Bis zur Umsetzung dieser Erkenntnisse in die klinische Routine ist es aber wohl noch ein langer Weg: Indikationsgebiete müssen verfeinert sowie die Effekte der sekretierten Substanzen besser verstanden werden.