Sicherheit anthroposophischer Arzneimittel

NATUR+PHARMAZIE 4/2021

Eine Analyse unerwünschter Arzneimittelwirkungen

Anthroposophische Arzneimittel (AMP) sind in Europa und weltweit weit verbreitet. Ziel einer aktuellen Studie von Jong et al. war die Ermittlung der Häufigkeit gemeldeter unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) von allen AMPs auf dem Markt, in absoluten Zahlen und relativ zum Maximum täglicher Verabreichungsdosen (MDADs). Für die Analyse wurden 4 Pharmakovigilanz-Datenbanken herangezogen.
Für jede UAW wurden Angaben zu Patient: in, Outcome, Kausalität und dem AMP abgerufen. Primärer Endpunkt war die Häufigkeit der berichteten UAW im Verhältnis zu den verkauften MDADs. Die Autor:innen kamen zu dem Ergebnis, dass im Zeitraum 2010–2017 insgesamt 5.506 UAW gemeldet wurden, die bei 2.765 verschiedenen Patient:innen auftraten, und die 370 verschiedene AMPs umfassten. Insgesamt 104 UAW (1,9 %) wurden als schwerwiegend eingestuft. Die Häufigkeit von UAW für alle AMPs betrug 1,5 pro Million MDADs. Bei schwerwiegenden UAW lag die Häufigkeit bei 0,03 pro Million MDADs. UAW wurden bei parenteraler AMP-Gabe (Injektionen) häufiger berichtet als bei oraler oder lokaler Verabreichung. Die große Mehrheit der Nutzer (91,9 %) erholten sich von den UAW und es gab keine Berichte über tödliche Ausgänge. Die am häufigsten berichteten UAW-Symptome waren die Entzündung der Injektionsstelle, Übelkeit bei oralen AMPs und Augenreizung bei lokal verabreichtem AMPs.
Fazit: In dieser retrolektiven Sicherheitsanalyse von Pharmakovigilanz-Daten betrug die Häufigkeit von UAW zu AMPs 1,50 pro Million MDADs. Insbesondere die UAW-Frequenz in dieser auf Spontanmeldungen basierenden Studie ist nicht direkt vergleichbar mit Häufigkeiten in prospektiven klinischen Studien.

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