Mikrobiom im Darm

NATUR+PHARMAZIE 2/2021

Gesunde Darmflora für ein langes Leben

Eine US-amerikanische Arbeitsgruppe untersuchte, wie sich das Mikrobiom in verschiedenen Generationen abhängig vom Gesundheitsstatus entwickelt. Es zeigte sich, dass ein stabiles Mikrobiom für die Gesundheit alter Menschen schädlich zu sein scheint. Treten dagegen neue Bakteriengattungen auf, wirkt sich dies vorteilhaft aus.
Analysiert wurden das Artenspektrum der Darmbakterien sowie die Gesundheit von mehr als 9.000 Menschen zwischen 18 und 101 Jahren. Sie wurden in 3 unabhängige Gruppen eingeteilt. Der besondere Fokus lag auf 900 älteren Teilnehmer:innen, die 78 bis 98 Jahre alt waren und in einer Gemeinde lebten. Ausschließlich bei den gesunden Studienteilnehmer:innen im Alter über 77 Jahren wurden die bei allen Menschen im Mikrobiom häufig vertretenen Gattungen der Kernbakterien wie Bacteroides-Arten in den vergangenen Jahren durch andere, vergleichsweise seltene Bakterienarten verdrängt. Gleichzeitig wiesen diese Proband:innen erhöhte Blutspiegel verschiedener Indol-Verbindungen und anderer Substanzen auf, die von Darmbakterien produziert werden. Diese Stoffwechselprodukte, die beispielsweise bei der Verstoffwechslung von Proteinen durch Bakterien entstehen, wirken im Darm entzündungshemmend. Die Studienteilnehmer:innen zwischen 78 und 98 Jahren mit einer angegriffenen Gesundheit zeigten diese Veränderungen in Darm und Blut in einem deutlich geringerem Ausmaß.
Interessant war auch, dass die Überlebensrate der Proband:innen mit stabilem Mikrobiom innerhalb von 4 Jahren niedriger ausfiel als bei den Studienteilnehmer:innen mit einer veränderten Bakterienbesiedelung des Darms.
Kommentar
Für das intestinale Mikrobiom scheint zu gelten: Konstanz ist schlecht, Veränderung gut. Neu auftretende Bakteriengattungen im Darm alter Menschen haben einen Bezug zu besserer Gesundheit.
Quelle: Wilmanski T et al.: Gut microbiome pattern reflects healthy aging and predicts extended survival in humans. Nature Metabolism 2021; 3: 274-86

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