Diabetestheorie

NATUR+PHARMAZIE 3/2015

Gibt es Mischformen von Typ-1 und Typ-2 Diabetes?

Vermutlich stellen der Typ 1 und Typ 2 zwei Extremformen von Diabetes dar. Doch die Grenzen verschwimmen und immer häufiger treten Mischtypen auf.

Sowohl Gene als auch Lebensstil tragen zum Entstehen von Diabetes bei (Typ 1 = autoimmun, Typ 2 = Insulinresistenz, dritte Variante = MODY = maturity-onset diabetes in the young).
Alter bei Ausbruch, Ketoazidose und Autoantikörper- positiver Test sind keine sicheren Differenzierungskriterien mehr. Zwar liegt bei Kindern immer noch meist Typ-1-Diabetes vor, doch immer häufiger sorgt Übergewicht auch in dieser Altersgruppe für die Entstehung von Typ-2- Diabetes. Auch weisen mittlerweile viele Menschen mit Typ-2-Diabetes Typ-1-charakteristische Merkmale wie Ketoazidose oder Autoantikörper auf. Im letzteren Fall spricht man bei Erwachsenen von LADA (latent autoimmune diabetes in adults), der als Hybridform genetisch und klinisch zwischen den beiden klassischen Typen liegt. In einigen Weltregionen ist LADA sogar häufiger als Typ 1. Eine andere Hybridform ohne autoimmune Eigenschaft ist der nicht-autoimmune Ketose-anfällige Diabetes.
Aufgrund der verschwimmenden Altersgrenzen bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes ist eine sichere Differenzierung besonders bei Patienten im Alter zwischen 20 und 50 schwierig. Die Diagnose wird zusätzlich dadurch erschwert, dass Übergewicht und metabolisches Syndrom immer öfter auch in der Allgemeinbevölkerung und bei Menschen mit Typ-1-Diabetes vorkommen.
Vermutlich wird das Spektrum diabetischer Erkrankungen weiter zunehmen. Angesichts der großen Formenvielfalt ist daher eine neue, präzisere Klassifizierung wünschenswert. OH
Gut zu Wissen

Eine Insulinproduktion trotz Typ-1-Diabetes

lässt sich bei etwa einem Drittel der Patienten z. T. noch Jahrzehnte nach der Diagnose feststellen. Das ist das Ergebnis einer Studie mit 919 Patienten mit Typ-1-Diabetes, bei denen nicht nüchtern das Serum-C-Peptid bestimmt wurde. 29% wiesen spontan nachweisbares C-Peptid im Serum auf, wobei die Häufigkeit mit zunehmender Dauer seit Diagnosestellung ab und bei nach dem 18. Lebensjahr aufgetretenem Typ-1-Diabetes zunahm. Im Stimulationstest bildeten weitere 19% Patienten C-Peptid. Damit stellen Typ-1- Diabetiker mit einer Residual-Insulinproduktion eine namhafte Subpopulation dar und keine Ausnahme.

Davis AK et al.: Prevalence of detectable C-peptide according to age at diagnosis and duration of type 1 diabetes. Diabetes Care 2014; Epub Dec 17
Quelle:

Tuomi T et al.: The many faces of diabetes: a disease with increasing heterogeneity. Lancet 2014; 383(9922): 1084-94

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