COPD: ein schwer zu fassendes Leiden

NATUR+PHARMAZIE 3/2019

Gold-Standard zur Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit

Die chronisch-obstruktive Lungenkrankheit ist heterogen und von variierendem Verlauf. Für eine treffsichere Therapie wären klinische oder biochemische Marker von großem Wert, an denen man das Therapieansprechen und die Prognose sicher ablesen kann.
Symptomatik und Gesundheitsstatus sagen viel über den Zustand eines COPDPatienten aus. Die GOLD-Leitlinien von 2018 schlagen verschiedene Scores vor, wie den mMRC (modified Medical Research Council), CAT (COPD assessment test), CCQ (Clinical COPD Questionnaire), CRQ (Chronic Respiratory Disease Questionnaire) und SGRQ (St George’s Respiratory Questionnaire). mMRC, CAT und CCQ sind im klinischen Alltag am praktikabelsten. Allerdings liefern aus Sicht der Autoren mMRC und CAT bei einem Patienten nicht immer dieselbe GOLD-Einstufung.
 
Leistung und Spirometrie
Körperliche Aktivität und Belastbarkeit nehmen bei COPD parallel zum Rückgang der Lungenfunktion ab. Die körperliche Belastbarkeit stellt das stärkste Kriterium der Krankheitsschwere und Mortalität dar. Sie wird gut durch den BODE-Index abgebildet (BMI, FEV1, Dyspnoe und 6-min- Gehstrecke). Eine simple Methode zur Abschätzung der Leistungsfähigkeit, die in jeder Praxis vorgenommen werden kann, fehlt noch. Als eine einfache Option sehen die Autoren aber den 1MSTS (one minute sit to stand test) an.
Der wichtigste spirometrische Parameter ist das FEV1, allerdings nur in Form von Verlaufsmessungen. Wertvoll für die Prognostik ist auch die IC/TLC-Ratio (inspiratorische Kapazität zu gesamter Lungenkapazität). Über die funktionelle Relevanz eines Emphysems gibt die DLCO-Messung (Diffusionskapazität für Kohlenmonoxid) Auskunft.
Auch ein Thorax-CT ist sehr informativ. Die Autoren lassen aber die Frage offen, ob bei jedem COPD-Patienten eine solche Aufnahme angefertigt werden sollte. Für den Einsatz der zahlreichen validierten Multikomponenten-Indizes für COPD gibt es bisher keine generelle Empfehlung.
 
Molekulare Marker
Die erfolgversprechendsten systemischen Entzündungsmarker, die mit der COPD-Mortalität korrelieren, sind Fibrinogen, IL-6, CRP und Gesamt-Bilirubin. Beim gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse plädieren die Autoren dafür, in ein Laborprogramm bei COPD als wichtigste Biomarker Leukozytenzahl, Fibrinogen, IL-6 und CRP aufzunehmen.
Weitere Parameter sind noch in der Diskussion. Eine periphere Eosinophilie soll sich als ein Marker für das Ansprechen auf systemische Kortikoide während einer akuten Exazerbation eignen. Der Zusammenhang zwischen Anteil der Eosinophilen im Differenzialblutbild und Therapieerfolg wurde in mehreren Studien deutlich.
 
Eine (Sub-)typsache
Eine genomweite Expressionsanalyse, die 229 ehemalige Raucher einschloss, identifizierte klinisch relevante molekulare Subtypen der COPD. Die genetischen Cluster waren gut mit Parametern von Lungenstruktur und -funktion sowie mit typspezifischen Häufungen von entzündlichen und katabolischen Signalwegen assoziiert. Die Cluster ließen sich in einer unabhängigen Stichprobe von 135 Rauchern bestätigen.
 
Was verraten Atem und Sputum?
Oxidativer Stress ist wahrscheinlich ein wichtiger Verstärkungsmechanismus bei COPD. Einschlägige Marker im Sputum werden untersucht. Im Kondensat der Ausatemluft, in Sputum und auch im Blut sind bei COPD Wasserstoffperoxid und 8-Isoprostan vermehrt. Während einer Exazerbation verstärkt sich der oxidative Stress, während gleichzeitig endogene Antioxidanzien abnehmen. Allerdings korreliert bei COPD der oxidativ entstandene DNA-Schaden nicht mit den somatischen Mutationen. Wahrscheinlich liegt eine besondere Art von oxidativem Stress vor oder die antioxidative Kapazität der Lungen dieser Patienten ist beeinträchtigt. Ein Problem bei der Nutzung von Markern der Ausatemluft ist die Heterogenität der Probensammlungstechniken. Auf diesem Forschungsgebiet ist noch viel Standardisierung nötig.
Die Präzisionsmedizin der Zukunft sollte bei der Analyse eines Krankheitsfalles die individuellen pathobiologischen Mechanismen (den sogenannten Endotyp) ebenso wie die klinischen Manifestationen (den Phänoyp) berücksichtigen. Der Endotyp wird anhand von Biomarkern definiert, aber welche sich dafür am besten eignen, muss die Forschung erst noch zeigen. WE
Quelle: Gonçalves I et al.: Clinical and molecular markers in COPD. Pulmonol 2018; 24: 250-9
ICD-Codes: J44.9

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