Hypothyreosen geben sich gerne unspezifisch

NATUR+PHARMAZIE 3/2015

Multimorbidität verdeckt ware Ursachen der Stoffwechselstörung

Müdigkeit und Muskelbeschwerden sind keine Symptome, die schnurstracks zu einer definitiven Diagnose führen. Andererseits ist kaum eine Störung labormäßig so leicht zu erfassen wie die Hypothyreose, zumindest wenn sie ausgeprägt ist. Doch verstellen oft andere Leiden die Sicht auf die Stoffwechselstörung.

Eine Hypothyreose bedeutet einen Mangel an stoffwechselwirksamen Schilddrüsenhormonen (Thyroxin und Trijodthyronin, T4 und T3). Aufgrund der negativen Rückkoppelung mit dem übergeordeten Thyreotropin (TSH) aus der Hypophyse belegt in den meisten Fällen ein erhöhter TSH-Wert die Unterfunktion der Schilddrüse.
Eine seltenere Variante ist die sekundäre Hypothyreose (Mangel an TSH), noch seltener die tertiäre, hypothalamische Form.

Eine angeborene Hypothyreose kann auf Aplasie oder Dysplasie, auf defekter Hormonsynthese oder Hormonfreisetzung, in Einzelfällen auf Rezeptordefekten beruhen. Eine transitorische Hypothyreose des Neugeborenen kommt durch Jodexposition oder Jodmangel bei der Mutter vor (im letzteren Fall mit Struma).

Je älter, desto häufiger

Eine erworbene Hypothyreose kann in jedem Lebensalter auftreten; die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Iatrogene Formen sind die nach Schilddrüsen-OP oder Radiojodtherapie sowie durch Thyreostatika. Weitere Ursachen können extremer Selen- oder Jodmangel sein. Zu einer atrophischen Form kann eine Autoimmun-Thyreoiditis (Hashimoto) führen.
Beim Erwachsenen entwickelt sich das Krankheitsbild meist langsam. Typisch sind Leistungsminderung, Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Schwäche, Verstopfung und leichtes Frieren. Auch eine Depression kann ein Symptom sein. Das typische Myxödem (teigig verdickte Haut) ist selten. Häufig registriert man trockene Haut, raue Stimme, verlangsamte Sprache, Schwellung von Lidern und Gesicht, Gewichtszunahme, langsamen Puls, abgeschwächte Reflexe und niedrigen Blutdruck. Lebensbedrohlich ist das hypothyreote Koma, das mit sehr leisen Herztönen, Bradykardie und Hypotension, diffusem Myxödem, erniedrigter Körpertemperatur, erloschenen Reflexen und flacher Atmung einhergeht.
Hypothyreotische Myopathien treten in verschiedenen Formen auf. Häufig sind unspezifische Steifheit der Muskeln, diffuse Myalgien oder proximale Muskelschwäche. In einer prospektiven Studie gaben 40% der Patienten mit Hypothyreose Muskelschwäche an. Schwäche nach Belastung ist bei diesem neuromuskulärmetabolischen Pathomechanismus typisch (nicht bei entzündlicher Myopathie).

Eine frische oder wieder aufgenommene Substitution beginnt man mit niedrigen T4-Dosen, die langsam gesteigert werden. Die Dauerdosis liegt meist zwischen 50 und 150 μg/d. Die Frage, wann am Tag die Medikation eingenommen werden sollte, ist nicht unumstritten. Auf jeden Fall sollte sie immer in gleicher Weise appliziert werden. Nach sechs bis acht Wochen erreicht man ein Steady-state. TSH-Kontrollen sollten alle paar Monate erfolgen.

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x