Es wurden retrospektiv die EKGs von 88 Diabetes-Patienten mit akutem Herzinfarkt verglichen; 40 von ihnen nahmen Sulfonylharnstoffe ein, 48 andere antidiabetisch wirkende Medikamente. Während aus der Sulfonylharnstoff-Gruppe 53% aufgrund nicht ausreichender ST-Hebungen nicht die Kriterien für eine thrombolytische Therapie erfüllten, waren es in der Kontrollgruppe nur 29%. Bei Patienten mit einem mäßig stark erhöhten CK-Spitzenwert war die Diskrepanz mit 86% vs. 22% sogar noch ausgeprägter. Die ST-Strecken-Hebungen waren bei der Kontrollgruppe im Schnitt etwa doppelt so hoch wie bei den Sulfonylharnstoff-Patienten, während sich die ST-StreckenDepression in beiden Gruppen nicht unterschied. Fazit: Die Einnahme von Sulfonylharnstoffen führt offenbar dazu, dass bei einem Teil der Diabetiker mit akutem Herzinfarkt fälschlich keine Thrombolyse durchgeführt wird. (DS)
Orale Antidiabetika
NATUR+PHARMAZIE 5/2004
Sulfonylharnstoffe verändern EKG
Diabetiker haben ein dreimal so hohes Risiko, an KHK zu erkranken und einen Herzinfarkt zu erleiden. Unter den Antidiabetika blockieren die Sulfonylharnstoffe ATP-sensitive Kaliumkanäle u. a. im Herz. Dieser Effekt verschleiert die ST-Strecken-Hebungen im EKG während eines akuten Myokardinfarkts, was dazu führen kann, dass die Kriterien für eine Thrombolyse nicht erfüllt werden.
Quelle: Huizar, JF: Sulfonylureas attenuate electrocardiographic ST-segment elevation during an acute myocardial infarction in diabetics, Zeitschrift: JOURNAL OF THE AMERICAN COLLEGE OF CARDIOLOGY, Ausgabe 42 (2003), Seiten: 1017-1021