Aus der Netherlands Study of Depression and Anxiety (NESDA) waren die Daten von 722 Männern und 1380 Frauen verfügbar, die sich in psychiatrischer oder allgemeinmedizinischer Behandlung befanden. Depression und Angsterkrankungen wurden anhand des DSM-IV Composite International Diagnostic Interview erfasst. Die sechs verfügbaren Testosteronwerte (4 Morgen- und 2 Abend-Speichelproben) der Patienten wurden gepoolt ausgewertet, um episodische Schwankungen zu egalisieren.
Die medianen Testosteron-Morgenwerte lagen bei 25,2 pg/ml bei Männern und bei 16,2 pg/ml bei den Frauen, die entsprechenden Abendwerte waren mit 18,2 bzw. 14,1 pg/ml jeweils deutlich geringer. Unter den Faktoren, die mit der Höhe der Testosteronspiegel in einem signifikanten unabhängigen Zusammenhang standen, befanden sich neben Geschlecht, Alter, Entnahmezeitpunkt, Einnahme von Kontrazeptiva in der Frauengruppe und dem Raucherstatus auch die psychiatrischen Erkrankungen: Bei Frauen mit einer gegenwärtigen, d. h. im letzten Monat bestehenden depressiven Erkrankung waren die Testosteronwerte gegenüber den Kontrollen mit einer Effektgröße von 0,29 (p = 0,002) deutlich verringert. Bei einer generalisierten Angsterkrankung betrug die Effektgröße 0,25 (p = 0,01), bei einer sozialen Phobie 0,30 (p < 0,001) und bei einer Agoraphobie ohne Panikstörung 0,30 (p = 0,02). Bei einer Panikerkrankung ergab sich kein signifikanter Zusammenhang. Sowohl bei den 104 Männern als auch den 224 Frauen, die mit einem SSRI behandelt wurden, waren die Testosteron-Spiegel im Speichel signifikant höher als bei jenen ohne SSRI-Einnahme (Effektgröße: 0,26; p < 0,001) . JL