Multifaktorielle Pathogenese, ganzheitliche Therapie

NATUR+PHARMAZIE 4/2015

Umfassendes Review zum Reizdarmsyndrom

Das Reizdarmsyndrom (Colon irritabile) stellt die am häufigsten gestellte gastrointestinale Diagnose dar. Sie basiert auf der Symptomatik (abdominelle Beschwerden und veränderte Stuhlgewohnheiten) und erfordert den Ausschluss anderer (organischer) Erkrankungen. Experten aus Ann Arbor, Michigan, trugen die Erkenntnisse in einem Review zusammen.

Die Schätzungen der Prävalenz des Reizdarmsyndroms (RDS) variieren in globalem Maßstab. In Nordamerika beträgt die Prävalenz etwa 12%. Am häufigsten wird die Diagnose in Südamerika gestellt (21%), am seltensten in Südostasien (7%). In einigen westlichen Ländern sind Frauen bis zu doppelt so häufig betroffen wie Männer, in Asien wird fast Geschlechter-Parität erreicht.
Bei Frauen stehen Bauchschmerzen und Obstipation im Vordergrund, bei Männern dominiert Diarrhoe. Mit dem Alter wird die Diagnose seltener. In den USA sind die Fälle mit Diarrhoe, mit Obstipation und die gemischten Formen etwa gleichermaßen vertreten; in Europa sind die rein diarrhoischen-Verläufe seltener. Ein Wechsel zwischen den Varianten ist nicht ungewöhnlich; dabei ist aber unklar, ob dies dem natürlichen Verlauf entspricht oder durch therapeutische Interventionen bedingt ist.
 

Verlauf: mal besser, mal schlechter

Das Reizdarmsyndrom ist mit verschiedenen Komorbiditäten assoziiert, wie somatischen Schmerzsyndromen (Fibromyalgie, chronisches Fatigue-Syndrom, chronische Beckenschmerzen), anderen gastrointestinalen Störungen (Refluxkrankheit, Dyspepsie) und psychiatrischen Leiden (Major Depression, Angststörung, Somatisierung). Das spricht für Gemeinsamkeiten der Pathophysiologie. Meist verläuft das RDS chronisch-rezidivierend. Es kann über die Zeit variieren. Über längere Frist werden Verschlechterungen in 2 bis 38% registriert, Verbesserungen in 12 bis 38% und ein gleichbleibender Zustand in 30 bis 50%. Mit einem ungünstigen Verlauf korrelieren vorangegangene Operationen, langes Bestehen des Leidens, hohe somatische Scores sowie gleichzeitige Angststörung oder Depression. Wenn man einmal bei der Suche nach einer alternativen Diagnose nicht fündig wurde, besteht eine Wahrscheinlichkeit unter 5%, dass künftig noch eine organische Alternativdiagnose gestellt wird.

Ein RDS vermindert die Lebensqualität und die Produktivität bei der Arbeit signifikant. Von diesen Patienten suchen 13 bis 88% medizinische Hilfe. In den USA verursacht das Leiden insgesamt pro Jahr direkte und indirekte Kosten von mindestens 20 Milliarden Dollar.

Postinfektiöse Genese möglich

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