Die Zahlen hinter der Darmspiegelung

NATUR+PHARMAZIE 6/2015

Vorsorge: Koloskopie in Deutschland

In Deutschland – als einem der ersten Länder weltweit – wurde 2002 die Koloskopie in das gesetzliche Vorsorgeprogramm zur Krebsfrüherkennung aufgenommen. Eine erste Bilanz spiegelt jetzt den großen Nutzen der Maßnahme wieder.

Im Fokus dieser zehn Jahre umfassenden Auswertung standen folgende Fragen: Wie viele Krebsfälle wurden durch das Koloskopie-Screening verhindert, wie viele Tumoren rechtzeitig entdeckt und wie viele Überdiagnosen (bösartige Tumoren, die zu Lebzeiten des Betroffenen nicht symptomatisch geworden wären) festgestellt?
Die Studie basiert auf den Daten von 4,4 Mio. Vorsorge-Koloskopien, die in Deutschland bei Männern und Frauen zwischen 55 und 79 Jahren von 2003 bis 2012 durchgeführt wurden. Dabei entdeckte man etwa 180 000 Krebsvorstufen und konnte diese während der Darmspiegelung gleich entfernen. Zu 97% handelte es sich um Screening-Teilnehmer bis zu einem Alter von 75 Jahren. Außerdem wurden mehr als 40 000 bösartige Darmtumoren früher (in einem Stadium, in dem eine Heilung meist noch möglich ist) entdeckt als ohne Screening. Es wurden 4500 Überdiagnosen festgestellt.
Anders ausgedrückt: Um eine Krebsvorstufe zu finden und so ein Kolonkarzinom zu verhindern, müssen 28 Koloskopien durchgeführt werden. Bei einer von 121 Endoskopien – bei Menschen < 80 Jahre – wird ein bösartiger Tumor entdeckt. Dies betraf in dem zehnjährigen Zeitraum 25 000 Männer und 16 000 Frauen.
Insgesamt zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit, durch eine Koloskopie ein Karzinom zu verhindern, im Alter von 60 Jahren (zum Zeitpunkt der Endoskopie) am größten ist. Die Rate an Überdiagnosen steigt mit dem Alter der Betroffenen. „Die Koloskopie verringert langfristig die Darmkrebs-Mortalität deutlich und kann deshalb als echte Prävention bezeichnet werden“, so die Autoren. GS
Quelle:

Brenner H et al.: Prevention, early detection, and overdiagnosis of colorectal cancer within 10 years of screening colonoscopy in Germany. Clin Gastroenterol Hepatol 2015; 13: 717-23

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